Für Anwohner und Eingeweihte ist die Internationale Stele Gegen das Vergessen wahrscheinlich leicht zu finden. Mir fiel sie erst auf, als ich direkt davor stand. Die rote leuchtende Schleife ist unübersehbar, aber dennoch nur frontal sichtbar. Das Denkmal befindet sich auf dem Grünstreifen zwischen der Martin-Luther-Straße und der Kleiststraße. Die rote Schleife ist an sich selbsterklärend, aber die Inschrift „Gegen das Vergessen“ in 22 Sprachen verdeutlicht, dass HIV weltweit die Menschen trifft.
Vor der Stele befindet sich ein Gedenkstein mit Hinweisen auf die Vereine und Personen hinter dem Mahnmal: Die Stele steht hier erst seit 2010 und ist das Werk des Steinmetzes Bernhard Keller. Die Ursprünge des Denkmals gehen zurück in die 90er, als der Verein berlinpositiv an die AIDS-Toten erinnerte. Mittlerweile kümmert sich der Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz um die Stele. Die queeren Schwestern setzen sich neben klassischen Ordensregeln wie der Unterstützung der Armen und Notleidenden für Offenheit gegenüber sexuell und beim Drogengebrauch übertragbare Infektionen ein. Sie unterstützen Menschen, die von HIV und AIDS betroffen sind.
Stirbt ein Elternteil, so stirbt die Vergangenheit,
stirbt der Partner, so stirbt die Gegenwart,
stirbt ein Kind, so stirbt die Zukunft.
Ziel der Stele ist die Erinnerung daran, dass AIDS immer noch unheilbar ist. Das HI-Virus kann jeden Menschen infizieren und das Mahnmal ruft gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung zur Solidarität auf. Vor allem auch mit denen, die keinen Zugang zu den entsprechenden Arzneimitteln haben. Denn etwa ein Drittel der Menschen mit HIV bekommen keine Medikamente, um das Virus zu unterdrücken, dessen Auswirkungen abzuschwächen oder die Ansteckungsgefahr abzusenken. Jedes Jahr steht der Welt-AIDS-Tag unter einem themengebenden Motto und 2020 liegt der Fokus auf globale Solidarität und geteilte Verantwortung. Das schließt die Forderung ein, allen Menschen weltweit Zugang zu Informationen zum HI-Virus und Medikamente gegen AIDS zu ermöglichen und die Krankheit nicht mehr als Tabu zu behandeln.