Es war schon ewig her, dass ich im Pergamonmuseum war. Dass seit letztem Jahr das Panorama von Yadegar Asisi eine neue Perspektive auf den Pergamonaltar bietet, war der perfekte Anlass, mal wieder auf der Museumsinsel vorbeizuschauen.
Der erste Eindruck von der neuen, alten Museumsinsel rund um das Pergamonmuseum: eine einzige Baustelle. Vorteilhaft, dass der Weg zur Ausstellung „Pergamonmuseum. Das Panorama“ ausgeschildert ist, denn es liegt etwas abseits. Das hindert die Massen nicht daran, es zu finden. Vormittags ist es schon voll, aber im Gebäude verteilen sich die Besucher. Um ehrlich zu sein, bin ich schnurstracks zum Panorama, zur 360-Grad-Ansicht der antiken Stadt Pergamon. Im Vorraum gibt es auch einiges zu entdecken an Statuen und anderen Ausstellungsstücken, wie mir meine Begleiter mitteilten. Insgesamt sind es an die 80 Werke aus der Antikensammlung, so zumindest die offizielle Angabe. Die einzelnen Stücke sind besonders interessant für diejenigen, die sich für Kunsthandwerk begeistern.
Vom Leben im antiken Pergamon
Das Highlight für mich ist jedoch dieses Panorama. Auf einer Höhe von etwa 30 Metern entfaltet sich das Leben in der Stadt Pergamon. Mit Tag- und Nachtwechsel, Vogelgezwitscher und allerlei anderen Hintergrundgeräuschen. In der Mitte des Raumes steht ein Turm, von dem sich die verschiedenen Ebenen der Stadt noch besser betrachten lassen. Mitunter verrutscht dann die Perspektive, aber manchmal ist sie so gut, dass der Eindruck entsteht, die Häuser in weiter Ferne seien echt. Das Ganze ist ein riesiges Wimmelbild, das eine Vorstellung davon gibt, wie die Menschen in Pergamon um 100 n. Chr. gelebt haben könnten. Natürlich ist der Pergamonaltar zu sehen. Und das in Farbe. Faszinierend sind auch die anderen Details, die verschiedenen Tempel, eine Werkstatt, eine Höhle, die Menschen und die Tiere. Sechs Katzen habe ich entdeckt, wer weiß, ob es nicht noch mehr in diesem riesigen Bild gibt … Rund um den Besucherturm ist dann die Entstehung des Panoramas erläutert, die Arbeit, die dahintersteckt, eine bildliche Vorstellung von einem normalen Tag im antiken Griechenland zu schaffen.
Neben den Werken der Antikensammlung gibt es im hinteren Ausstellungsbereich eine digitale Projektion des Pergamonaltars über seinen Aufbau und Standort. Stück für Stück erscheint er auf der Leinwand, bis letztendlich nur noch Ruinen in der heutigen Türkei zu sehen sind. Es ist faszinierend, nachzuverfolgen, wie ein Ausstellungsstück aus dem Museum in die Landschaft eingebettet war. Trotzdem der Pergamonaltar aufgrund der Renovierungsarbeiten nicht zu sehen ist, haben die Staatlichen Museen Berlins einwandfreie museumspädagogische Arbeit geleistet, um die Antikensammlung sehenswert und unterhaltsam aufzuarbeiten.
Das blaue Ischtar-Tor und islamische Kunst
Da unser Ticket auch für das Pergamonmuseum gültig war, ging es anschließend dorthin. Hier waren die Schlangen richtig lang und die Schließfächer furchtbar alt. Absolut nachvollziehbar, dass hier alles überholt wird. Im Pergamonmuseum sind meine persönlichen Highlights die Prozessionsstraße und das Ischtar-Tor. Die alten Babylonier hatten es einfach mal richtig gut drauf mit der repräsentativen Architektur. Das blaue, der Göttin Ischtar gewidmete Stadttor von Babylon ist riesig und es ist im Museum immer noch nur eine verkleinerte Version. Momentan vor allem zu sehen, ist der Bereich für islamische Kunst. Ohne Audioguide ist der ehrlicherweise etwas zu museal. Wer will schon die ganze Zeit lesen? Schade war, dass ausgerechnet bei der Alhambra-Kuppel, die in einem kleinen Raum ausgestellt ist, mittendrin eine Leiter stand. Moderne Kunst? Auf jeden Fall beeinträchtigen die Leiter samt schlichter Baulampe die Wirkung der Kuppel und der filigranen Arbeit. Ein Hingucker war das eher moderne Werk „Der Garten der Geschichte“ vom Künstler Khaled Al-Saai. Kalligrafie ist faszinierend.
Fazit: Letztendlich hat sich aber seit meinem letzten Besuch im Pergamonmuseum von vor gefühlt zwanzig Jahren wenig geändert. Wer noch nie drin war, sollte es sich nicht entgehen lassen. Aber 19 Euro sind ein heftiger Eintrittspreis. Wer das Museum schon kennt, wartet besser die Renovierung ab und besucht die Neuinszenierung im Panorama als Vorgeschmack.