Unsere Fahrt mit dem Wohnmobil führte von Berlin aus zum Gardasee nach Bologna, von da aus an die Adriaküste in Vieste. Übergeordnetes Ziel waren Neapel und der Vesuv. Von da aus fuhren wir zurück Richtung Deutschland mit einem Zwischenstopp in Florenz. Neben klassischem Sightseeing und Strandtag gab es auf der Tour Einblicke in die Nebenstraßen und das Hinterland. Unsere erste Lektion war, dass auch in Italien Verkehrsregeln gelten und rein theoretisch sogar strengere als in Deutschland.
Von Mautstellen und Verkehrsregeln in Italien
Mit dem Wohnmobil durch Italien fahren ist etwas anders als mit einem klassischen PKW. Aber selbst die Fremdenführerin in Pompeji wies schmunzelnd darauf hin, dass sich Leihwagen und ausländische Autos daran erkennen lassen, dass sie keine Beulen haben. Das Klischee um den chaotischen Verkehr in Italien ist bekannt. Unser Vorteil war, dass wir die großen Städte mieden, schon allein, weil das mit dem Wohnmobil ein einziger Kampf gewesen wäre. Unsere Erfahrungen beziehen sich also vor allem auf die Autobahnen und Landstraßen. Und dort gibt es wie überall Regeln. Als Touristen versuchten wir, uns an alle zu halten. Das bedeutet beispielsweise die Einhaltung der Geschwindigkeit auch dann, wenn uns selbst Lkw überholten. Unsere Erfahrungen waren hinsichtlich der Straßen durchweg positiv. Hier sind an den Baustellen sogar Arbeiter anzutreffen!
Ja, auf dem ersten Blick wirkte alles chaotisch und es schien das Recht des Stärkeren zu herrschen, aber wir sahen im Vergleich zu Deutschland keinen einzigen Unfall. Schnell lernten wir, dass das obligatorische Hupen nicht wie etwa in Berlin ein Ausdruck von Frustration oder Wut ist, sondern ein Zeichen des Überholens und eher ein Signal, vorsichtig zu sein. Vor allem in Süditalien entlang der Serpentinen hat das durchaus seine Vorteile. Grundsätzlich lohnt sich in den Dörfern und Städten eine entspanntere Fahrweise. Denn die Straßen sind eng und dann dauerts halt mal länger abzubiegen.
In Italien sind Warntafeln für Fahrradträger Pflicht. Als gut vorbereitete Urlauber begaben wir uns kurz vor der italienischen Grenze in Österreich auf die Suche nach diesen vermaledeiten Warntafeln. Dem Gerücht nach, müssen diese in Italien aus Blech sein. Unsere war aus Kunststoff, aber niemand schien sich daran zu stören.
Chaotisch erschien uns hingegen das Mautsystem. Auch im Nachhinein erkannten wir kein wirkliches System, wie sich die Maut im Einzelnen berechnet. Wir hatten von fünf Euro bis zu 30 Euro die unterschiedlichsten Gebühren, die nichts über den Zustand der Straße aussagen. Am Anfang der mautpflichtigen Strecken zogen wir ein Ticket und ließen uns beim Abfahren jeden Tag aufs Neue vom Betrag überraschen. Die unterschiedlichen Beträge resultieren angeblich aus der zurückgelegten Strecke …
Was wir schnell lernten, war das Verzichten auf den Service an der Tankstelle. Das klingt bequem, aber im Endeffekt zahlt der Tankende für jeden Liter Centbeträge drauf. Wer kein Problem damit hat, sein Auto selbst zu betanken, sollte das in Italien auf jeden Fall tun. Das spart eine Menge Geld. Einziger Nachteil beim „self Service“ ist, dass der Stumpen zum Festmachen des Hahns fehlt, sodass jemand den Zapfhahn die ganze Zeit halten muss.
Erkenntnis Nr. 1: Hupen ist in Italien ein Signal, achtsam zu sein oder Mittel, um sich anzukündigen und überhaupt wäre es sonst so leise…
Zu Fuß unterwegs: Körperspannung ist alles
Nicht neu für einen Berliner, aber trotzdem für kommende Italienbesucher erwähnenswert: Außerhalb der Innenstädte ist Italien ein Auto- und Mopedland. Bei unseren verschiedenen Zwischenstopps wählten wir immer Campingplätze, die abseits der Städte lagen. Das hatte mehrere Gründe: Wir wollten uns nicht mit dem Wohnmobil durch den Stadtverkehr quälen und zugleich etwas abseits vom Trubel sein. Die meisten Campingplätze hatten dann sogar bequeme Angebote wie Shuttleservices in die nächste große Stadt. In Florenz nutzten wir zwar am ersten Tag unsere eigenen Füße, aber am zweiten Tag waren wir dann doch platt und konnten uns bequem kutschieren lassen.
Grundsätzlich gibt es in und an den Rändern der Städte ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem. In Bologna nutzten wir den Bus. Im Bus direkt gab es einen Automaten und die Fahrt war mit zwei Euro im Vergleich zu Berlin günstig. In Sorrent hatten wir eine Bushaltestelle direkt gegenüber vom Campingplatz. Die Haltestelle bestand allerdings nur aus einem Schild, das anzeigte, dass hier ein Bus hält. Keine weiteren Informationen waren vorhanden. Davon abgesehen gab es auch keinen Wartebereich oder Fußgängerweg. Sorrent bleibt mir als fußgängerunfreundlichste Stadt in Erinnerung. Solange wir uns in der Innenstadt bewegten, war alles zauberhaft mit schmalen Gassen, Fußgängerüberwegen und verkehrsberuhigten Zonen. Etwas weiter außerhalb gab es dann aber nicht einmal mehr Bürgersteige. Läuft denn dort niemand?
Erkenntnis Nr. 2: Fußgänger profitieren in Italien von einem selbstsicheren Auftreten. Zebrastreifen gibt es, aber scheinbar ist es nicht Pflicht dort anzuhalten. Touristen hängen sich entweder an die Einheimischen, die voranschreiten oder werfen den Kopf in den Nacken, strecken die Brust raus und überqueren die Straße. Angehalten haben sie bei uns alle …
Entdeckungen am Wegesrand
Das Beste an einem Roadtrip sind aber die zufälligen Entdeckungen. Dazu zählten bei uns eine nächtliche Irrfahrt durch ein Naturschutzgebiet, bei dem wir allerlei Getier aufschreckten, oder der Zwischenstopp an einer Bucht mit glasklarem Wasser und Kreidefelsen. Dass Italien das weltbeste Raststättenessen hat, macht eine Tour durch das Land nur noch angenehmer.
Sowieso: Das Essen! Ob im Restaurant oder in der eigenen Miniküche zubereitet, die italienische Küche macht so ziemlich alle glücklich. Zugegeben, die heimische Cola schmeckte durchwachsen. Dafür entdeckten wir für den Frühstückstisch gefüllte Croissants und Pistaziencreme. Von den Nudeln ganz zu schweigen, die vom Markt frisch gekauft nur noch Wasser und Salz brauchten.
Eine Sache konnten wir allerdings auch nach zwei Wochen nicht enträtseln: Die Rauchsäulen, die uns entlang des Weges begleiteten. Immer wieder sahen wir kleine Rauchsäulen in bewohnten Gebieten. In so einer Häufigkeit, dass es nicht Laub sein konnte. Ist es in Italien normal, den Müll zu verbrennen? Oder gibt es Ende Oktober einen anderen Grund, Feuer zu machen, den wir nicht kennen?