Auf Entdeckungstour durch Berlin und die Welt
Grabstelen und ein Baum, der sich an eine Stele lehnt.

Spaziergang auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde

Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde ist vor allem als Sozialistenfriedhof bekannt. Hier liegen die Gräber von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Gedenkstätte der Sozialisten ist aber nur ein kleiner Bereichs des Zentralfriedhofs und auch wenn sie zu den sehenswerten Anlagen auf dem Friedhof zählt, gibt es noch weiteres auf einem Rundgang zu entdecken.

Zuallererst ist der Eingang des Zentralfriedhofs aber momentan eine einzige Baustelle. Wer durch Bauzäune seinen Weg gefunden hat, bekommt im Eingangsbereich sogar ein Faltblatt mit einem Rundweg über den Friedhof.

Der Friedhof entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Armenfriedhof. Bis 1911 wurden hier ausschließlich Personen beigesetzt, deren Bestattungskosten die Stadt übernahm. Danach öffnete sich der Friedhof für selbst bezahlte Beisetzungen.

Letzte Ruhestätte der historischen Arbeiterbewegung

Unser Spaziergang beginnt bei der Gedenkstätte der Sozialisten. Wegen dieser Gedenkstätte trägt der Zentralfriedhof Friedrichsfelde den inoffiziellen Namen „Sozialistenfriedhof“. In einer früheren Polizeiloge befindet sich heute eine Ausstellung mit Informationstafeln zu einigen der auf der Gedenkstätte bestatteten Personen.

Ziegelmauer mit der Inschrift "Gedenkstätte der Sozialisten" im Hintergrund ein Gedenkstein, ein gemauertes Rondell und Bäume.

Zu den bekanntesten hier beerdigten Personen gehören Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Hier liegen weitere prominente Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie wie Wilhelm Liebknecht. An seiner Beisetzung 1900 nahmen über 100.000 Menschen teil.

Kleine schwarze Gedenkplatte mit dem Name Rosa Luxemburg umgeben von grünen Bodenpflanzen und einzelnen Blumen.

Wer sich für die Geschichte der Sozialdemokratie begeistert, findet auf der Gedenkstätte viele bekannte Namen. Umstrittener sind die Urnenstätten von DDR-Politikern, die hier ebenfalls zu finden sind.

Seit 2006 gibt es gegenüber der Gedenkstätte auf einer Rasenfläche einen Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus, der als Ergänzung zur Anlage gesehen wird. Während unseres Besuchs wurden gerade die Namen auf der großen Gedenktafel restauriert. Die Gedenkstätte ist durchaus unter Aufsicht und dennoch sind einige Grabtafeln ungepflegt, nahezu unleserlich und die Ausstellung zu den begrabenen Persönlichkeiten wirkt altbacken und wenig an das moderne Auge angepasst, vielleicht wie die Idee des Sozialismus selbst.

Rote Steinplatte für die Opfer des Stalinismus auf einer weiten Grünfläche.

Mehr Fotos und Infos zu dem Sozialistenfriedhof gibt es auch auf der Seite meiner Bloggerkumpanin von Staycation.

Sternenforscher, Schiffsunglück und Kolumbarium

Über das Areal des Friedhofs hinweg finden sich immer wieder einzelne auffällige Grab- und Gedenkstätten, die an Personen und Ereignisse erinnern.

Dazu gehört die Gedenkstätte für die Opfer des Schiffsunglücks im Treptower Hafen 1951, bei dem mindestens 28 Kinder und zwei Mütter starben. 16 der Opfer sind hier bestattet. Ebenso berührend ist eine Grabtafel für Waisenkinder in Buchform.

Blick auf zugewucherte Grabplatten und drei Steine mit Gedenkplatten für die Opfer des Schiffunglücks,

Auf dem Weg zur Feierhalle unter einem Baum liegt das überraschend schlichte Grabmal von Friedrich Simon Archenhold, dem deutschen Astronom und Mitbegründer der Archenhold-Sternwarte.

Schwarzer Familiengrabstein der Archenhold neben einem Baum auf einer wuchernden Wiese.

Ein Hingucker ist das Kolumbarium. Ursprünglich als Urnenhalle für die Familien Vohsen und von den Steinen gedacht, ist es heutzutage nicht mehr benutzt und mit allerlei Grünzeug bewachsen. Aber die auffällige Bauform und der Steinschmuck sind erkennbar.

Runde Spitze des Kolumbariums umgeben von Sträuchern und Bäumen.

Zu den Eckpunkten des Rundgangs gehört das ehemaligen Revolutionsdenkmal, das in Gedenken an die Opfer des Januaraufstands errichtet wurde. Architekt des 1926 enthüllten Denkmals war niemand geringeres als Mies van der Rohe. Von den Nationalsozialisten abgerissen, steht dort mittlerweile ein kleines Mahnmal und Informationstafeln zeigen, wie das Monument ursprünglich aussah.

Zwei Ziegelsäulen, eine davon mit einem roten Dreieck.

Den Opfern des Nationalsozialismus wird in einem Ehrenhain gedacht. Dieser Hain ist wenig erkennbar abgesehen von einer großen Stele mit dem roten Dreieck, das während des Nationalsozialismus für politische Gefangene verwendet wurde.

Käthe Kollwitz und andere Künstler

Die letzte Station des Rundgangs sind die Gräber der Künstler. Hier liegt die Grabstätte von Käthe Kollwitz mit einem von ihr selbst geschaffenen Relief.

Kollwitz Familiengrabstein mit einem Relief.

Die weiteren Namen sind mir nicht auf Anhieb ein Begriff. Mitunter geben kleine Infotafeln Auskunft über das Schaffen der Künstler wie Otto Nagel oder des Theaterdirektors Wolfgang Struck. Der kleine Weg ist schnell durchquert, die „Prominentendichte“ ist auf anderen Berliner Friedhöfen größer. An manch einen bekannten Künstler wie Paul Meyerheim wird zudem an anderer Stelle des Zentralfriedhofs gedacht.

Parkähnliche Weiten und verwilderte Seitenwege

Der Friedhof ist groß genug für einen ausgiebigen Spaziergang. Wer sich immer auf den asphaltierten Wegen hält, macht sich auch an einem Regentag nicht die Schuhe schmutzig. In den Seitenwegen wirkt der Friedhof mitunter wie sich selbst überlassen mit wucherndem Grün und ramponierten Skulpturen. So gab es beispielsweise mal einen Urnensenkgarten mit Brunnenanlage und einer knienden Figur. Mittlerweile hat die Skulptur ihren Kopf verloren und vom Brunnen ist nichts mehr zu erkennen. Das leicht verwilderte passt zu einem Friedhofsspaziergang, zugleich ist es schade, dass der Bereich des Friedhofs abseits der Hauptwege verloren und vergessen wirkt.

Einzelne Gräber, ein mit Moos überzogener Weg, Sträucher und Bäume.

An zahlreichen Ecken sind aber Bau- und Sanierungsmaßnahmen zu erkennen. Seit zwei Jahren finden Umbauarbeiten statt, die weitere Nutzungsmöglichkeiten für den Friedhof eröffnen sollen wie Waldbestattungen, einem Areal für Sternenkinder oder nicht-christliche Bestattungsformen.

Für den Rundgang haben wir in entspanntem Tempo und mit Fotostopps etwa eine Stunde gebraucht. Bei schönem Wetter lässt sich hier wesentlich mehr Zeit abseits der Hauptwege verbringen. Regelmäßig finden Führungen statt. Die nächsten kostenfreien sind am Tag des offenen Denkmals am 13. und 14. September. Für weitere Führungen lohnt sich der Blick auf die Seite Sozialistenfriedhof.de

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