Ob Mühlenbecker See oder Gorinsee – Seen und Natur gibt es rund um Schönwalde genug. Aber der Mühlenteich am Schloss Dammsmühle bietet mit dem verfallenen Herrenhaus nicht nur ein besonderes Panorama, sondern mit dem Uferweg durch das verwilderte Areal eine schöne Gelegenheit für den Sonntagsspaziergang.
Nur wenige Autominuten von Berlin entfernt liegt das Spinnerdorf Schönwalde. Ein kleines nettes Dörfchen, dessen Gründung auf die Ansiedlung von Spinnern, also denen, die spinnen, weben und anderweitig Textilien herstellen, zurückgeht. Versteckt in den Wäldern abseits des Dorfes steht das Schloss Dammsmühle, dessen Mühlenteich zu einer entspannten Umrundung einlädt. Die Geschichte des Gebäudes ist geradezu tragisch: In regelmäßigen Abständen wechselten seit dem Bau die Besitzer.
Zwangsarbeit und Sperrgebiet
Stand auf dem Areal im 16. Jahrhundert noch eine Mühle, ließ Peter Damm im 18. Jahrhundert ein Schloss erbauen, dessen Bezeichnung sich aus der ursprünglichen Mühle und den Namen des ersten Besitzers ableitet. Parkanlagen und Zusatzgebäude entstanden im Laufe der Zeit. Seit den 40er Jahren des 20. Jahrhundert wurde es dann Sperrgebiet, verwaltet von der SS, dann von der Roten Armee und letztendlich bis in die 90er hinein vom Ministerium für Staatssicherheit. Zu Nazizeiten befand sich auf dem Gelände ein Nebenlager von Sachsenhausen. Die Zwangsarbeiter mussten das Areal und Gebäude pflegen. Die Sowjets nutzten das Schloss dann als Lazarett und später als Erholungsheim. Das Ministerium für Staatssicherheit erweiterte das Gebäude anschließend um hässliche Anbauten und Schulungsheimen.
Vom Herrenhaus zum Lost Place
Erst mit dem Fall der Mauer stand das Gelände den Anwohnern für einen Spaziergang wieder offen. Aus dem Schloss wurden ein Hotel, eine Eventlocation und ein Restaurant und dann ging es bergab. In meiner Kindheit war das Schloss noch belebt mit einem Restaurant und einem Imbiss am Ufer. Direkt neben dem Gebäude spielten Erwachsene und Kinder auf einer großen Fläche auf dem Boden Schach mit hüfthohen Figuren. Weiße Brücken führten am sumpfigen Ufer über unpassierbare Stellen und ein mit Buntglas verzierter Pavillon lud zum Picknick ein. Davon sind mittlerweile nur noch Reste erkennbar. Seit mehreren Jahren ist es dem Verfall preisgegeben. Die angeblich von Erich Mielke gewünschte Kegelbahn ist nur noch in Grundzügen zu erkennen, die Metallgeländer an Treppen und Balkonen sind abmontiert und das Gebäude schon seit Langem vergittert. Trauriger ist jedoch, dass viele Brandenburger und Berliner denken, hier ließe sich unauffällig Müll abladen. Wer kommt nur auf die Idee, seinen alten Kühlschrank mitten im Wald abzustellen?
In gewisser Weise macht der Zustand des Schlosses und des Areals seinen Charme aus. Von der anderen Seite des Mühlenteiches wirkt das Gebäude mit dem Zwiebelturm mehr wie in einem Winterschlaf als völlig verrottet. Der ursprüngliche Glanz lässt sich erahnen. Berichten nach soll das Schloss im Laufe der nächsten Jahre als Eventlocation wiederauferstehen, denn der momentane Eigentümer warte nur noch auf Baugenehmigungen. Dafür ist die Natur fast unberührt und der kurze Weg rund um den Teich gleicht einer Entdeckungstour. Angeblich soll es hier, wie fast in jedem Örtchen Brandenburgs einen versteckten Nazischatz geben …