Mit den Öffis lässt sich Schwante von Berlin aus etwas schwerer erreichen mit dreimal umsteigen und auf die Bahn hoffen, sodass wir uns für das schnellere Auto entschieden. Wer die Anreise ins weit entfernte Oberhaveler Land mit dem Auto wagt, hat zumindest Platz, um eventuelle Einkäufe von nahe gelegenen Hofläden zu verstauen.
Der Besuch des Skulpturenparks lohnt sich für alle, die sich für Kunst und Parks interessieren. Erwartet nicht zu viel vom wohlklingenden Namen Schlossgut Schwante, denn das Schloss ist zum einen in Privatbesitz und steht Besuchern nicht offen. Auf die Initiative der Schlossbesitzer geht der Skulpturenpark zurück, der für alle (die den Eintritt bezahlen) öfffentlich zugänglich ist. Zum anderen ist das Schloss nur ein etwas größer anmutendes Herrenhaus. Den Namen hat es aufgrund seiner Größe bekommen. Ursprünglich war das Gebäude ein Gutshaus und wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Das eigentliche Highlight bleibt der Skulpturenpark.
Metallskulpturen, die sich drehen
Momentan steht im Park das Werk von George Rickey im Mittelpunkt. In der Open-Air-Ausstellung kommen seine Werke besonders gut zur Geltung, werden sie doch vor allem durch den Wind auf natürliche Weise in Bewegung gesetzt. Rickey gilt als einer der bekanntesten Vertreter der kinetischen Kunst. Bei dieser Strömung konzentrieren sich Künstler und Künstlerinnen in ihren Werken auf die Schönheit der Bewegung. Rickeys silbernen Metallskulpturen, die sich leicht drehen, leicht heben oder manchmal erst beim Nähertreten wahrnehmbar bewegen, bilden mit dem Rasen und den wogenden grünen Büschen und Bäumen ein sehenswertes Zusammenspiel.
Wer die Werke sehen will, hat bis Mitte Oktober immer an den Wochenenden Zeit, danach schließt der Skulpturenpark Schlossgut Schwante für die Winterpause. In Berlin steht übrigens auch ein Werk von George Rickey. Auf der Terrasse der Neuen Nationalgalerie sind „Vier Vierecke im Geviert“ aufgestellt.
Aluminiumblumen und Gartenschläuche
Der Park existiert seit 2020. Weitere Werke lassen sich auf einer Rundtour entdecken. Zur Eintrittsmünze, die einem den Einlass durch ein Drehkreuz gewährt, gibt es eine Karte zur Übersicht mit den einzelnen Werken dazu. Für wahre Kunstkenner ist die wahrscheinlich nicht nötig. Aber wir haben an manch einer Stelle des Parks überlegt, ob wir gerade ein Kunstwerk sehen, oder eine gartenpflegerische Maßnahme.
Mein persönliches Highlight waren die Skulpturen von Toshihiko Mitsuya: Der Aluminiumgarten lässt mich kurz die Klimabilanz von Alufolie vergessen und darüber staunen, was alles mit kunstfertigen Händen möglich ist. So filigran und detailliert war das Werk, das ich mich kaum sattschauen konnte und immer wieder eine Kleinigkeit entdeckt habe.
Das Areal ist zehn Hektar groß, bietet also genügend Fläche für einen kleinen Spaziergang. Zumal neben dem eingezäunten Gelände weitere Wanderwege zu Entdeckungstouren zum Mühlensee oder zur Mühle einladen. Zu unserem Besuch war das Wetter etwas wechselhaft, sodass wir uns auf den Skulpturenpark begrenzten und dort mit Fotos, andächtig Kunst angucken und frische Luft und Aussicht genießen, etwa eine Stunde für den Rundgang brauchten. Neben Kunstwerken gibt es im Park ein kleines Wasserrondell mit Liegestühlen, wo es sich bei schönem Wetter bestimmt gut aushalten lässt.
Direkt neben dem Skulpturenpark lädt das Café zu selbstgebackenen Kuchen und Kaffees ein. Während eines starken Schauers fanden wir hier und zahlreiche Hühner Unterschlupf und konnten entspannt die Dorfidylle auf uns wirken lassen. Der kleine Hofladen mit ausgewählten Produkten ist einen Blick wert für diejenigen, die schon vor Ort sind.
Der Eintritt für Skulpturenpark Schlossgut Schwante ist mit 12 Euro jetzt nicht supergünstig, aber für uns war er mit Kunstwerken, gepflegten Parkareal und malerisch verwilderten Naturbereichen gerechtfertigt.