Die Anlage wirkt zwar klein, aber alle Areale des Japanischen Bonsaigartens sind abgesehen vom Eingangsbereich durchdacht. Ich empfehle unbedingt einen Blick in die kostenlose Broschüre, die es zum Eintrittspreis von sechs Euro dazugibt. Sie erläutert die unterschiedlichen neun Gärten. Denn so ist mir der kleine eingeschlossene Garten erst aufgefallen. Zugegeben, eigentlich saß ich vor dem Bereich, der zu den Toiletten führte und las beim Warten auf meinen Begleiter die Erläuterung zum Garten. Denn er ist nun mal wirklich klein, aber so durchdacht, dass es wieder bewundernswert ist. Diese überschaubaren, eingeschlossenen Gärten sind nicht dazu gedacht, sie zu betreten, sondern sie eher von der Terrasse aus zu genießen, so wie ein Zengarten nur mit mehr Pflanzen und Grün.
Zu sehen gibt es auf dem Areal natürlich ganz klassisch Bonsaibäume, einen Zengarten und einen Teich mit Kois. Wer nirgendwo stehen bleibt, ist innerhalb einer halben Stunde durchspaziert. Allerdings laden viele Spots zu einem Foto ein. Ab und an findet sich eine Bank, um den Ausblick wirken zu lassen. Der Teich mit den Fischen und Trittsteinen fordert geradezu dazu auf, länger stehen zu bleiben. Wenn es nicht zu voll ist, lohnt es sich, sich am Teehaus oder im Pavillon am Teich hinzusetzen und das Ganze auf sich wirken zu lassen. Mein Tipp ist daher, sich den Besuch für einen Werktag aufzusparen. Dann ist es hier vielleicht nicht so voll und die Bänke sind frei.
Wer kein Problem mit größeren Menschengruppen und mehr Geduld hat, für den lohnt es sich, zu den jeweiligen Veranstaltungen wie dem Lampionfest im Herbst hier vorbeizuschauen. Die japanische Gartenarchitektur wirkt auf mich immer beruhigend und entspannend. Dabei steckt hinter den verschiedenen Gärten ein ausgeklügeltes Konzept. Zengärten sind ein Ort der Meditation und Erholung. Amüsant ist, dass ihre Ursprünge im Geldmangel lagen: Gärtner schufen sie, weil keine Mittel für Pflanzen oder Werkzeuge vorhanden waren. Manche Gärten wie der am Teehaus stellen in verkleinerter Form komplette Landschaften dar, auch wenn ich persönlich die beschriebene Schlucht nicht erkennen konnte. Wir waren im September da, haben aber leider die Herbstfärbung noch nicht erwischt. Sowieso bietet jede Saison unterschiedliche Highlights an Blüten und Farben.
Am Teehaus haben wir uns dann Tee samt süßem und salzigem Gebäck gegönnt. Den Hype um Matcha kann ich nicht nachvollziehen, wer es aber mag, findet hier zahlreiches Gebäck und Teevariationen damit. Neben den lebenden Pflanzen finden sich am Teehaus und im Pavillon sehenswerte Beispiele von Ikebana. Und wer nach dem Besuch begeistert ist, könnte sich sogar einen Bonsai kaufen. Glücklicherweise konnte ich meinen Begleiter davon abhalten, denn niemand in unserem Haushalt hat einen grünen Daumen und könnte diese doch recht anspruchsvollen Pflanzen versorgen.