Auf Entdeckungstour durch Berlin und die Welt
Weißes Schild auf dem "Grenzweg" steht.

160 Kilometer durch Berlins Geschichte: der Mauerweg

Unter den Berliner Wanderwegen ist der Mauerweg die ideale Kombination aus Geschichte, Natur und Architektur. Soweit es möglich ist, verläuft der Weg entlang der ehemaligen Grenzanlagen. An verschiedenen Standorten befinden sich orangene Infostelen, die über Mauertote, Grenzübergänge oder Ereignisse informieren.

Innerhalb der Stadt liegen auf dem Mauerweg zahlreiche bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Bernauer Straße, die East Side Gallery, das Brandenburger Tor, den Reichstag oder die Glienicker Brücke.

Mein persönliches Highlight sind die Etappen abseits der Berliner Innenstadt: Der Weg führt durch Bezirke, die nicht wirklich zu den touristischen Hotspots zählen oder quer durch abwechslungsreiche Landschaften mit Wald, Feldern, Wiesen und Seen. Außerdem gibt es Abschnitte, die besonders im Frühling zur Kirschblüte empfehlenswert sind: Dazu gehören die Etappe an der Bornholmer Brücke (sie verläuft von der Wollankstraße zum Nordbahnhof) und die Etappe von Lichtenrade nach Lichterfelde Süd, die entlang der TV-Asahi-Kirschblütenallee führt.

Im Vordergrund ein Holzschild auf dem "ein weites Feld" steht. Im Hintergrund grüne Bäume und Büsche.

Meiner Erfahrung nach sind der Frühling und der Herbst die beste Saison, um den Mauerweg zu entdecken, da es im Sommer streckenweise an Schatten fehlt … Ein weiterer wichtiger Tipp für eine Wanderung entlang des Mauerwegs: Packt euch Getränke und Snacks ein. Außerhalb der Innenstadt gibts manchmal nur eine Tankstelle, um sich etwas zu Trinken oder Essen zu besorgen. Andererseits haben wir in der tiefsten Wohngegend manch schöne Bäckerei auf unseren Wanderungen entdeckt, aber ich empfehle einen kleinen Grundstock für den Durst und Hunger zwischendurch.

Offiziell gilt der Mauerweg als Rad- und Wanderweg und besteht seit 2002. Ehrlicherweise machen einige Etappen den Eindruck, dass seit 20 Jahren niemand mehr die Wegführung oder die Infostelen geprüft hat. Mitunter fehlen Wegmarkierungen und auf manchen Etappen führt der Weg schnöde an einer Landstraße entlang, sodass er eher für eine Fahrradtour als für Wanderungen reizvoll ist. Da ich aber zu Fuß mehr wahrnehme, haben wir die 160 Kilometer brav erlaufen. Zu Anfang mit den festen Routenvorschlägen, die sich auf dem Hauptstadtportal befinden, später haben wir die Etappen modifiziert, um die Highlights zu sehen, ohne an Hauptverkehrsstraßen entlanglaufen zu müssen.

Grasende schwarze Kühe auf einer Wiese umgeben von Bäumen und Büschen.

Der Berliner Mauerweg lässt sich in 14 Etappen bewandern und bequem mit den Öffis erreichen. Dabei bietet ziemlich jede Etappe Highlights, mögen das Sehenswürdigkeiten, einsame Natur oder interessante historische Schauplätze sein. Meine drei Lieblingsetappen bieten vor allem eine Kombination aus Natur und spannenden historischen Schauplätzen, die nicht immer etwas mit der Mauer zu tun haben.

Von Staaken nach Hennigsdorf

Unsere erste Tour auf dem Berliner Mauerweg führte uns vom Bahnhof Staaken nach Hennigsdorf. Das Spannende am Mauerweg ist, dass er uns in Bezirke brachte, wo wir noch nie waren. Staaken zählte eindeutig dazu. Die Etappe ist 20 Kilometer lang und führt erst durch Wohngebiet dann durch Wald und über Wiesen.

Blick auf verschiedene Infotafeln mit dem Thema "Spurensuche Mauer".

Unser Highlight war die Informationsstele zur Exklave Eiskeller. So ernst der Kalte Krieg war, Kinder blieben Kinder – so wie der Junge, der log, von DDR-Grenzpolizisten aufgehalten worden zu sein und deswegen monatelang von einem Panzer zur Schule begleitet wurde.

Eckiger Turm. Im Vordergrund eine Treppe und Büsche.

Eine weitere historische Sehenswürdigkeit ist auf der Strecke ein erhaltener Grenzturm. In ihm befindet sich heute ein Museum, das sich der Geschichte der Teilung Berlins widmet.

Rundtour entlang des Mauerwegs in Frohnau

Nach unserer ersten Tour merkten wir schnell, dass es für uns angenehmer ist, die Etappenvorschläge anzupassen, weil wir ungern auf Hauptstraßen wanderten. Die Anpassung der Routen lässt sich leicht über Komoot umsetzen. Die Etappen in Frohnau passten wir so an, dass wir einen Rundweg mit der Länge von etwa zwölf Kilometern liefen.

Gedenkplatte an den Kommandanten der Invalidensiedlung.

Auf der Tour standen dabei architektonische Sehenswürdigkeiten wie die Invalidensiedlung oder das Buddhistische Haus. Beides hat wenig mit der Mauer zu tun. Die Invalidensiedlung entstand nach dem Ersten Weltkrieg. Die dunklen Klinkerbauten wurden für die Kriegsversehrten behindertengerecht erbaut. Zu Zeiten des Nationalsozialismus hat der Kommandant der Siedlung Verfolgte des NS-Regimes unterstützt. Mit dem Mauerbau wurde die Siedlung teilweise eingezäunt.

Eingangsbereich des buddhistischen Hauses mit stilisierten Steinelefanten.

Das Buddhistische Haus entstand früher als die Invalidensiedlung in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts und gilt als ältester buddhistischer Tempel in Europa. Auftraggeber dieses Baus war der Arzt und Schriftsteller Paul Dahlke. Laut Wikipedia ist das Haus aufgrund von „Unregelmäßigkeiten“ vom Dachverband der in Deutschland lebenden Buddhisten davon ausgeschlossen, den Buddhismus in Deutschland zu repräsentieren. Allerdings finden hier weiterhin Vorträge und Kurse statt und das Areal steht Besuchern offen.

Ehemaliger Wachturm in Frohnau umgeben von Bäumen und Büschen, direkt daneben steht eine orangefarbene Stele.

Auch bei Frohnau ist ein Grenzwachturm erhalten. Seit 1990 nutzt ihn die Deutsche Waldjugend als Zentrum für ihre Naturschutzarbeit. Direkt neben dem Turm befindet sich eine Open-Air-Ausstellung zur Mauer und den Mauertoten mit Informationstafeln.

Von Staaken über Kladow nach Wannsee

Ohne Grenzturm, dafür aber mit viel Wasser und einer Fährfahrt begeisterte mich die Tour vom Bahnhof Staaken nach Kladow zum Bahnhof Wannsee. Auf 20 Kilometern Länge waren hier vor allem der Hahneberg, der Glienicker See und die Fährfahrt über die Havel sehenswert.

Blick auf den Hahneberg über eine Wiese mit Bäumen.

Der Hahneberg gilt als höchste Erhebung in Spandau. Wer hinauf wandert, sieht angeblich bis zum Teufelsberg und Fernsehturm. Wir wanderten drumherum und erfreuten uns an den grasenden Schafen.

Blick auf den Groß Glienicker See durch Äste hindurch.

Die Grenze verlief durch den Groß Glienicker See und während West-Berliner im See badeten, war das Ufer für DDR-Bürger Sperrgebiet. Heute ist nur ein kleiner Mauerrest erhalten geblieben und der See präsentiert sich ohne Abgrenzungen.

Reste der Maueranlage mit Informationstafel.

Am Ufer steht das Alexander-Haus, das mich mit seiner Holzarchitektur begeisterte. Es diente dem jüdischen Arzt und Präsidenten der Berliner Ärztekammer Alfred Alexander als Sommerhaus. Es ist denkmalgeschützt und entstand in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Wer hätte gedacht, dass zu der Zeit Berlin Vorreiter in der Sommer- und Wochenendhaus-Architektur war?

Alexanderhaus: ein flaches dunkles Holzhaus mit blau-weißen Fensterläden auf einem kleinen Hügel.

Gerade diese kleinen Entdeckungen, machten den Berliner Mauerweg für mich interessant. Auf den Touren lässt sich viel über die Berliner Geschichte auch vor der deutschen Teilung lernen und zugleich die Stadtnatur genießen.

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