Auf Entdeckungstour durch Berlin und die Welt
Eine weiße Wand voller Polaroid-Fotos.

Fotokunst im Museum für Fotografie

Ich gebe zu, unter „Museum für Fotografie“ habe ich mir einen umfassenderen Rundumschlag zum Genre Fotokunst oder Fotografiegeschichte vorgestellt. Wer aber mal einen Blick auf die Homepage des Museums wirft, weiß, dass die ersten beiden Etagen von der Helmut Newton Foundation gestaltet werden. Im zweiten Stock finden im Kaisersaal wechselnde Ausstellungen statt.

Wer wie ich, einführende Informationen zur Fotografie oder Ausstellungen zu deren Geschichte sucht, ist in diesem Museum falsch. Wer sich hingegen für jedwede Art von Fotografie oder besonders für Helmut Newton begeistert, ist dort richtig. Direkt am Bahnhof Zoo gelegen ist das Museum kaum einfacher als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Den Eintritt von 12 Euro finde ich für zwei Etagen mit verschiedenen Ausstellungsansätzen ebenfalls in Ordnung.

Newtons nackte Frauen

Ich bin ein Banause und kann Helmut Newtons Modefotografie nichts abgewinnen. Mein erster von mangelndem Hintergrundwissen geprägter Eindruck: viele nackte Frauen und immer der Fokus auf makellose Beine. Na gut, wer ein wenig googelt, findet schnell heraus, dass Newton die biedere Modefotografie mit seinen Bildern revolutionierte. Er hätte der Gesellschaft ihr Frauenbild durch die Inszenierung von starken Frauen vorgehalten.

Verschiedene Polaroids. Im Zentrum eine Frau in schwarzem Slip mit schwarzen Highheels.

Abgesehen von nackten Frauen gibt es noch andere Werke und Hinterlassenschaften Newtons zu sehen. Die Ausstellungsräume teilen sich in die Themenbereiche Fotografie und Besitztümer auf. Sie zeigen, wie sein Büro oder das seiner Frau June, die auch unter dem Pseudonym Alice Springs bekannt war, aussahen.

Blick in Alice Springs nachgebautes Wohnzimmer mit roter Ledercouch, Bücherregal und einem Bild eines Stiers.

Amüsant finde ich die Auswahl an Briefen und persönlichen Notizen, darunter findet sich eine Entschuldigung für ein Nichterscheinen an den ehemaligen deutschen Kanzler.

Verschiedene Notizen und Briefe von Helmut Newton.

In den ersten beiden Etagen begeisterte mich vor allem der Ausstellungsraum zu der Polaroidfotografie. Die Ausstellung läuft bis zum 27. Juli. Zu sehen gibt es unterschiedliche künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Medium. Dabei dienen Polaroids Fotograf*innen quasi als Skizze und erster Entwurf für die geplante inszenierte Fotografie oder als eigenes Medium wie serielle Poloraidaufnahmen, Collagen oder Mosaiks. Mein persönliches Highlight war hier ein Mosaik von Maurizio Galimberti, das aus einzelnen Polaroids ein Gesamtbild erschafft.

Collage von einzelnen Polaroids, die zusammen ein Bild einer Pflanze ergeben.

Max Ernst und die Fotografie

Im zweiten Stock präsentiert die „Sammlung Fotografie“ der Kunstbibliothek im renovierten Kaisersaal wechselnde Ausstellungen zum Thema Fotografie. Momentan läuft bis zum kommenden Wochenende eine Schau, die sich Max Ernst, den Surrealisten und deren Verbindung zur Fotografie widmet.

Röntgenbild einer Pflanze.

Die Ausstellung „Fotogaga. Max Ernst und die Fotografie“ ist eine Mischung aus Fotografien, Gemälden, Zeichnungen und Collagen. Als Laie hat mir der rote Faden gefehlt, obwohl der bei den Surrealisten wahrscheinlich schwer zu finden ist. Die Ausstellung ist durch die verschiedenen Werke abwechslungsreich und präsentiert diverse Ansätze im künstlerischen Umgang mit der Fotografie. Hilfreich sind kleine Informationstexte zu verschiedenen Techniken. Von vielen Konzepten wie Frottage oder Grattage hatte ich vorher keine konkrete Vorstellung.

Bild eines Vogels in Grattage-Technik.

Für Fans von Helmut Newton ist das Museum für Fotografie eindeutig einen Ausflug wert, zumal er selbst die Helmut-Newton-Stiftung kurz vor seinem Tod gründete. Auch für diejenigen, die sich für Fotografieformen begeistern und eine gewisse Vorbildung haben, bietet das Museum einige Inspiration. Für alle, die ein Museum als Bildungsstätte sehen und etwas über die Geschichte, Techniken und Formen des Fotografierens lernen möchten, ist es das falsche Ziel. Ansonsten lassen sich in den drei Etagen schon ein, zwei Stunden beim Anschauen der Stücke verbringen.

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