Das Haus des Lehrers mit seinem Mosaik gehört neben dem Fernsehturm zu den auffälligsten Gebäuden am Alex. Dort, wo es sich heute befindet, stand Anfang des 20. Jahrhunderts das Lehrervereinshaus. Als das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, war es nur folgerichtig dort eine Begegnungsstätte für Pädagogen zu errichten. In den 60er Jahren entstand das Haus des Lehrers als erstes Hochhaus am Alexanderplatz. Im Sinne der sozialistischen Vorgaben gestaltete der Künstler Womacka das umlaufende Mosaik „Unser Leben“. Der sieben Meter breite Fries besteht aus 800.000 Mosaiksteinen und aus Glasemaille, Keramik und Blei.
Ich verzichte hier auf eine kritische Auseinandersetzung mit dem Stil des sozialistischen Realismus. Denn an grauen Dezembertagen sind die Bilder ein kleiner Farbtupfer. Sie schildern naiv-optimistisch das Leben im sozialistischen Staat mit Motiven der Völkerfreundschaft, der Kunst und der Arbeit. Jede Hausseite thematisiert einen eigenen Schwerpunkt. Die Bilder sind mittlerweile so bekannt, dass es r eine Parodie von Michael Wäser gibt. Sie zeigt, wie das Mosaik der heutigen Gesellschaft aussehen würde. Nach der Wende wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Mittlerweile sind die verschiedensten Firmen und Unternehmen hier ansässig. Im Gegensatz zu anderen Häusern am Alexanderplatz weicht das Haus hoffentlich nie einem Einkaufszentrum.
Das Haus des Reisens
Neben dem Haus des Lehrers umgeben den Alexanderplatz weitere Hochhäuser, die in der DDR entstanden. Ihre Funktion spiegelt sich in ihren Namen wider: das Haus der Statistik, das Haus des Reisens, das Haus der Berliner Verlage und das Haus der Elektroindustrie. Das Haus der Statistik verfällt seit Jahrzehnten. Die Fenster fehlen und über eine effektive Nutzung wird seit Jahren diskutiert. Momentan bietet es dem Museum für Subkulturen in den unteren Räumen einen Standort. Das Haus des Reisens und das Haus der Elektroindustrie werden aktiv genutzt. Sehenswert ist bei diesem Ensemble das Kupferrelief am Haus des Reisens. Schon wieder ein Werk des Künstlers Walter Womacka, der den gesamten Alexanderplatz mitprägte. Das Relief heißt „Der Mensch überwindet Zeit und Raum“ und das beherrschende Motiv ist die Bewegung und das Reisen.
Der Brunnen der Völkerfreundschaft
Wer mehr Beispiele sozialistischer Architektur sehen will, läuft zum Zentrum des Alexanderplatzes. Dort steht der Brunnen der Völkerfreundschaft. Der Name gibt einen Hinweis auf seine Geschichte. Er wurde 1970 zum 21. Geburtstag der DDR eingeweiht und ist seit den 80er Jahren denkmalgeschützt. Die meisten Besucher schätzen seinen breiten Beckenrand, auf dem es sich bequem sitzen lässt. Wer genauer hinsieht, entdeckt, dass der Brunnen wie eine Spirale aufgebaut ist: Über 17 Schalen fließt das Wasser aus einer Höhe von mehr als sechs Metern in das Becken. Wenn die Sonne scheint, glitzern das Kupfer, die Emaille und das Glas aus denen die Schalen bestehen. Am inneren Beckenrand befindet sich ein Mosaik mit Tieren und Pflanzen, dessen Stil an das Haus des Lehrers erinnert. Das liegt daran, dass diese Arbeiten auch auf Walter Womacka zurückgehen.
Der Alexanderplatz ändert sich ständig. Die Projekte zur weiteren Bebauung sind vielfältig. Das Haus der Berliner Verlage beispielsweise ist gerade renoviert worden. Es ist spannend, zu sehen, wie der Alex in fünf Jahren aussehen wird. Schlimmer kann es eigentlich nicht werden. Aber das Haus des Lehrers und das Haus des Reisens bleiben, da sie unter Denkmalschutz stehen. Diese Woche gibt es auf dem Alexanderplatz an den Gebäuden Projektionen. Auf der Freifläche thematisiert eine Open-Air-Ausstellung das Mauerjubiläum und das Geschehen rund um diesen Platz.