Unsere Tour rund um die Bode führte uns von der Rappbode-Talsperre bis zum Hexentanz und der Roßtrappe. Wer energiegeladen schon frühmorgens und mit Auto startet, schafft alle drei Stationen an einem Tag.
Durch Menschenhand gebändigt: die Rappbode-Talsperre
Deutschlands höchste Staumauer liegt im Harz. Die Rappode-Talsperre ist im Vergleich zu den Staumauern in China oder anderen Ländern nur ein kleines Mäuerchen, aber für mich als Spree und Havel mit kleinen Schleusen gewohnte Berlinerin trotzdem sehenswert. Die Talsperre entstand in den 50er Jahren mit dem Ziel der Trinkwasserversorgung, der Verhinderung von Überflutungen und zur Energiegewinnung. Auf der einen Seite führt der Blick die über hundert Meter hohe und vierhundert Meter lange Mauer hinab ins Tal. Auf der anderen Seite liegt der Stausee. Nahezu unberührt präsentiert er sich dem Beobachter, da er aufgrund der Trinkwasserqualität nicht für den Bootsverkehr oder andere Wasseraktivitäten zugänglich ist. Wer mehr Bewegung, mehr Spannung braucht, nimmt die Hängebrücke, die über das Tal führt. Zu unserem Besuch war die jedoch so voll, dass sich die Menschen quasi auf der Brücke stauten. Meinen Begleiter, dem, wie erwähnt, der Harz recht klein vorkommt, reizte aber noch viel mehr die Megazipline. Eine Art Seilrutsche, bei der die Angeschnallten über 100 Meter über den Fluss sausen. Wirklich sehr schade, dass dafür ein Termin nötig ist, weil dieses Erlebnis so gefragt ist.
Hexen, eine Prinzessin und der Namensgeber der Bode in Thale
Ein paar Autominuten entfernt liegt Thale. Hier gibt es einiges zu entdecken. Wer sich für germanische Sagen interessiert, folgt dem Mythenweg quer durch den Ort. Hoch über Thale warten der Hexentanzplatz auf spendierfreudige Familien und die Roßtrappe auf Naturfreunde.
Zum Hexentanzplatz führt eine Seilbahn hinauf. Der Legende nach fanden auf dem Plateau Feste zur Verehrung der Wald- und Berggötter statt. Später kamen dann die Hexen dazu. Mittlerweile ist das ganze Plateau mit Souvenirläden und Restaurants vollgebaut. In der Mitte des Platzes greifen Figuren das Thema des Hexentanzes auf. Für Familien lohnt sich der Besuch, sofern sie das nötige Kleingeld haben, weil es hier einen Tierpark mit heimischen Tieren, Minigolf, eine Sommerrodelbahn oder das Hexenhaus gibt. Das Hexenhaus sah wirklich neckisch aus, vor allem der Hexengarten wirkte liebevoll eingerichtet. Die beste Aussicht verbirgt sich dann hinter den Restaurants am Rande des Platzes. Mit einem Geländer abgesichert, lässt es sich hier über große und kleine Steine immer näher an den Abgrund wagen und das Panorama genießen. Wer kein Problem mit Reisegruppen und vielen Menschen hat, findet den Hexentanzplatz bestimmt schön. Für uns war das außerhalb der Saison einfach zu viel Trubel um ein schnödes Plateau auf einem Berg.
Ruhiger ging es auf unserer nächsten Station zu: der Roßtrappe. Wir fuhren mit dem Sessellift hoch. Vom Lift zum Highlight der Roßtrappe ist es dann noch ein Stück zu laufen über in Stein gehauene Stufen und mit beeindruckenden Ausblicken auf das Tal und die umliegenden Höhen des Harzes.
Das Highlight auf der Roßtrappe ist der sagenumwobene Hufabdruck des Pferdes, das mit einem beeindruckenden Sprung der Königstochter Brunhilde zur Flucht vor dem bösen Riesen Bodo verhalf. Bodo stürzte bei dem Versuch ihr zu folgen in den Fluss und verwandelte sich in einen Hund, der auf dem Grund des Flusses die Krone von Brunhilde bewacht. Klingt viel spannender und plausibler als die sprachgeschichtlichen Untersuchungen zur Namensherkunft des Flusses. Zugegeben in dieser Vertiefung im Stein einen Hufabdruck zu erkennen, braucht schon etwas Fantasie.
Hierher kommen vor allem Leute, die sich gerne bewegen oder nichts gegen einen Spaziergang haben. Einen Zwischenstopp gestatteten wir uns auf der Terrasse des dortigen Hotels. Unsere vegetarische Brotzeit war sehr lecker, wenn auch nicht günstig. Bergab ging es dann zu Fuß auf dem Präsidentenweg. Nach etwa einer Stunde entspannter Wanderung durch den Wald und entlang der Bode führte der Weg uns zurück zu unserem Ausgangspunkt und der Feststellung, dass wir noch lange nicht alles gesehen haben, was der Harz zu bieten hat.