An unserem fünften Tag war Akihabara Electric Town unser Ziel. Hier ist der Hotspot für Liebhaber von Mangas, Anime und Merchandise-Produkten.
Koffer von Hotel zu Hotel verschicken
Als gut vorbereitete Reisende wussten wir natürlich, dass es in Japan durchaus üblich ist, das Gepäck zum nächsten Hotel vorzuschicken. Der Shinkansen bietet zwar genug Platz für Koffer, aber wir hatten wenig Lust, uns mit dem klobigen Gepäck rumzuschlagen. In Japan lassen sich unter dem Namen „Hands-Free Travel“ Koffer und Gepäck von Hotel zu Hotel oder zum Flughafen verschicken. Natürlich nicht kostenlos, die Gebühr richtet sich nach Strecke und Größe des Gepäcks.
In unserem Hotel übernahm die Rezeption gleich mal das Ausfüllen des Lieferscheins auf Japanisch. Das ganze Prozedere dauerte nur zehn Minuten und die Koffer sind idealerweise am nächsten Tag in Osaka. Gekostet hat das ungefähr 16 Euro, das war es uns eindeutig wert. Abgesehen von Hotels bietet auch der durchführende Lieferdienst Yamato in verschiedenen Läden diesen Service an.
Akihabara: Otakus und Maid Cafés
Akihabara ist das Mekka für Elektronik-, Manga- und Animefans. Das Viertel ist bekannt für die verschiedenen Elektronikfachgeschäfte. Lustigerweise hatte uns ein USB-Hub gefehlt, den der sonst so gut ausgestattete 7-Eleven nebenan nicht bieten konnte, während in Akihabara die Auswahl riesig war.
Erster Stopp in Akihabara war ein Laden, in dem wir gegen Kauf eines Getränkes Retro-Games zocken konnten. Die Getränke waren interessant: scharfe Ginger Ale und mit Ingwer versetztes Bier. In Tokyo lässt sich eigentlich jeden Tag ein neues Getränk oder ein neuer Snack entdecken. Die mit Creme gefüllten Brötchen sind zum Beispiel sehr zu empfehlen oder die japanischen Fisch-Waffeln, die Taiyaki heißen. Klassisch sind sie mit leicht gesüßtem Bohnenmus gefüllt, es gibt sie aber auch mit Vanillecreme und mehr.
Unser großes Ziel war der Mandarake Complex. In dem Gebäude gibt es auf acht Etagen Mangas, Videos, Musik, Fanartikel und Sammlerfiguren. Und auch einige Otakus. Otaku ist eigentlich das japanische Wort für eingefleischte Fans, im Deutschen wird es aber fast immer im Zusammenhang mit Manga und Anime verwendet. Ein paar seltsame Gestalten waren dann auch in der U18-Abteilung anzutreffen…
Gar nicht so mein Ding waren dann die Maids, die an den Straßen herumstanden und um Besucher für ihr nahegelegenes Maid-Café warben. Die Idee der Maid-Cafés ist, Manga- und Animethemen aufzugreifen und die Maids vor allem niedlich zu präsentieren. Sie bedienen dann ihre Gäste mit besonderer Sorgfalt oder Unterhaltungsprogramm. Es gibt auch Butler-Cafés. Mich sprechen da schon eher Themencafés für Fans von Pokémon, Mumins oder ähnliches an, wo die Speisen und die Einrichtung entsprechend aussehen, aber niedlich aussehende Maids oder Butler brauche ich nicht unbedingt, um mir mein Essen zu bringen…
Zur Mittagspause kehrten wir in einen Ramen-Laden ein, der perfekt für introvertierte Personen ist: Bestellt wird über ein Tablet. Ein klitzekleiner Lesefehler verhalf mir zu einer riesigen Melonenbrause, die mich mit allen wichtigen E-Stoffen versorgte. Die Portionen waren so üppig, dass keiner seine Ramen schaffte und der Geschmack zufriedenstellend.
Auf einen Absacker nach Shinjuku
Zu unserem Glück hatte sich eine japanische Internetbekannte bereit erklärt, uns im Real Life kennenzulernen und zu treffen. Mit ihr verbrachten wir einen netten Abend in einem kleinen Restaurant. Da wir noch gut gefüllt waren, griffen wir auf Snacks zur Bierbegleitung zurück und entdeckten ein absolut ungesundes aber sehr leckere Snackhighlight: Käse-Frühlingsrollen!
Im Gespräch mit der Japanerin lernten wir noch einige wichtige Floskeln und Worte wie „hentai“. Sie hat für einige Jahre in Deutschland gelebt und konnte unsere Eindrücke von Tokyo nachvollziehen, dass alles so voll und eng ist. Lobende Worte hatte sie für die Öffis in Deutschland, die im Gegensatz zu denen in Tokyo am Wochenende durchfahren.
Zum Lachen brachte sie uns damit, dass sie in Deutschland zweimal Strafe zahlen musste – fürs Schwarzfahren. Zum Lachen brachten wir sie mit Fotos, die nur ein Touri schießen kann, wie die von Feuerwehrautos oder Kabelmasten. Weil wir so lange saßen und quatschten, ohne zu bestellen, lernten wir auch gleich, wie man in Japan aus einem Restaurant herauskomplimentiert wird.