Auf Entdeckungstour durch Berlin und die Welt
Norwegische Flagge auf einer Burgmauer. Im Hintergrund Bäume und blauer Himmel.

Von Oslo nach Stavanger – Roadtrip durch Südnorwegen

Dieses Jahr stand der Sommerurlaub unter dem Motto beeindruckende Landschaften und viel Natur. Norwegen bietet da einiges mit den Fjorden, Wasserfällen, Seen und Wäldern. Zwei weitere Vorteile von Norwegen im Juni sind die Sommersonnenwende mit Tageslicht bis tief in den Abend hinein und viele kostenfreie Stellplätze für Camper.

Weil Norwegen aber ganz schön groß und ziemlich weit weg ist, beschränkte unser Roadtrip sich auf den Süden, was wie uns norwegische Camper versicherten, gar nicht mal so schlimm ist, denn im Süden sei das Wetter besser und die Landschaft genauso schön wie im Norden.

Unsere Tour führte uns von Oslo in die Region Telemark bis zur Küste nach Stavanger. Und was soll ich sagen, mein Fazit zum Roadtrip durch Südnorwegen fällt fast durchweg positiv aus …

Kunst und Streetfood in Oslo

Für uns gehörte zum ersten Besuch in Norwegen die Hauptstadt dazu. Oslo ist vor allem als Stadt der Kultur bekannt. Hier gibt es einige Museen für Kulturliebhaber.

Für mich war das Munch-Museum das Highlight in Oslo. Ein ganzes Museum für einen Künstler! Schon das Gebäude ist ein Hingucker. Es geht auf Entwürfe des Architektenbüros estudio Herreros zurück und ist besonders emissionsarm konstruiert. Die Wellenform der Außenwände beispielsweise reflektiert das Sonnenlicht und beim Bau wurde recycelter Beton und Stahl benutzt. Wer keine Kunst sehen will, kann das Gebäude auch einfach von innen besichtigen, das Erdgeschoss und eine Aussichtsplattform stehen allen Besuchern kostenlos offen.

Munch-Museum Außenansicht.

Das Munch-Museum zeigt über mehrere Etagen das Werk von Edvard Munch, gibt Informationen zu seinem Leben und den Einfluss, den er auf andere Künstler*innen hatte. Mir war gar nicht bewusst, wie viele Werke er geschaffen hat. Der Stadt Oslo hat er über 20.000 Bilder und Zeichnungen hinterlassen und nur ein Teil davon lässt sich in dem riesigen Gebäude ausstellen. Die Ausstellung gibt einen Eindruck von seinen verschiedenen Schaffensperioden und Interessen. Fasziniert war ich von den riesigen Gemälden, die Munch für die Osloer Universität malte.

Sein bekanntestes Werk „Der Schrei“ wird in einer Rotunde in drei Ausführungen, einem Gemälde, einer Zeichnung und einem Druck präsentiert. Die Versionen hängen jeweils abwechselnd in der Rotunde, um nicht zu viel Licht ausgesetzt zu werden. Oder wie mein Begleiter meinte: „Netter Marketinggag, um etwas mehr Zeit im Museum zu verbringen und das Gefühl von Exklusivität zu erwecken.“

Sechs arrangierte Munch-Bilder mit dem Oberthema Landwirtschaft und Ernte.

Fast direkt neben dem Munch-Museum befindet sich das Opernhaus, das bekannt dafür ist, dass das Dach begehbar ist. Das Gebäude soll angeblich einem Eisberg nachempfunden sein. Auf jeden Fall ist es ziemlich cool, das schräg ansteigende Gebäudedach zu erklimmen und eine ansprechende Aussicht auf die umliegenden Häuser zu haben. Allerdings empfehle ich bei gutem Wetter eine Sonnenbrille, der gute Carrara-Marmor, der hier exzessiv zum Einsatz kam, kann ganz schön blenden.

Eine noch bessere Aussicht gibt es auf dem Areal rund um die Festung Akershus. Die Festung entstand wahrscheinlich so im 13. Jahrhundert. Das Gelände lässt sich kostenlos betreten und zu sehen gibt es einige gut erhaltene Gebäude und Festungsmauern von denen sich ein guter Blick auf Oslo bietet und Museen. Ein Teil der Anlage wird heute noch militärisch genutzt, sodass auch ein uniformierter Wachdienst vor Ort ist.

Osloer Rathaus: dunkelroter klobiger Ziegelbau mit Figuren an der Fassade und Uhrenturm.

Von der Anlage aus lässt sich auch das Osloer Rathaus sehen, das durchaus eine imposante Größe aufweist. Hier wird der Friedensnobelpreis verliehen. Vor dem Rathaus lassen sich zahlreiche Skulpturen entdecken, drinnen soll es beeindruckende Wandbilder geben. Da wir aber am späten Nachmittag vorbeikamen, hatte das Rathaus für die Öffentlichkeit schon geschlossen. Wer sich für Architektur und Kunst interessiert, sollte daher vorab einen Blick auf die Öffnungszeiten werfen.

Überhaupt lässt sich überall in der Stadt Kunst finden und oft auch für lau. Vor dem Opernhaus im Wasser befindet sich beispielsweise die Skulptur „She Lies“ von Monica Bonvicini. Die Künstlerin hat sich bei der Erschaffung ihrer Skulptur von Caspar David Friedrichs „Das Eismeer“ inspirieren lassen.

Blick auf die Glasskulptur "She Lies" im Osloer Fjord.

Aber auch in den Grünanlagen gibt es Kunst zu entdecken. Als Kunstbegeisterte war ein weiterer Programmpunkt für mich der Besuch des Vigelandparks. In dem Park gibt es ein Areal voller Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland. Besonders sehenswert fand ich dort den Monolithen mit ineinander verwobenen Menschen und den Brunnen. Die Skulpturen widmen sich alle dem Lebenszyklus des Menschen und sind faszinierend detailgenau. Vigeland ist übrigens auch der Künstler, der die Friedensnobelpreismedaille entwarf.

Monolith im Vigeland-Park: eine Säule, die ineinander verschlungene Menschen darstellt.

Abgesehen von Kunst und Geschichte lässt es sich in Oslo gut essen. Aufgrund unser Stellplatzlage etwas abseits des Stadtzentrums versorgten wir uns aber vor allem selbst. Einen Ausflug in eine Markthalle mit Streetfood gehörte aber trotzdem für uns dazu. Als Vegetarier wurden wir bei den Ständen fündig, die internationale Küche anboten. Wer aber Fisch und Fleisch isst, findet in der Mathallen eine gute Auswahl einheimischer Spezialitäten.

Theke mit mit Fleisch und Fisch belegten Broten.

Wer sich für Kunst und Museen interessiert, kann in Oslo schon einige Tage einplanen. Wir hatten zwei Tage, die uns zumindest für einen guten Eindruck der Stadt ausreichten.

Telemark: Holzkirchen, Seeschlangen und Wasserfälle

Von Oslo aus fuhren wir weiter Richtung Westküste und ließen vor allem die Landschaft der Region Telemark auf uns wirken. Hier lässt sich von Bergen bis zu Küste alles finden.

Holzkirche mit abgestuften einzelnen Dächern.

Nicht weit von Oslo entfernt liegt die Stabkirche Heddal, für die sich ein Stopp lohnt. Stabkirchen sind typisch skandinavische Holzkirchen. Die in Heddal stammt aus dem 13. Jahrhundert. Am Anfang waren wir amüsiert, weil die Kirche auf den Fotos im Internet größer erscheint, als sie wirklich ist. Aber die vielen sich überlappenden Dächer machen sie sehenswert. Sie gilt als größte Stabkirche in Norwegen. Das Innere ist schlicht gehalten, für uns war der überdachte Gang, der sogenannte Svalgang rund um die Kirche interessanter. Hier ist es düster und die verschiedenen Eingänge für Frauen und Männer sind unterschiedlich stilistisch bearbeitet.

Blick auf das Ufer eines Sees. Im Vordergrund ein Strand mit einem umgedrehten Boot und ein Nadelbaum mit Rettungsring. Im Hintergrund Felswände von Bergen.

Unser Weg führte uns weiter zu einem tollen Campingplatz in Seljord direkt am See. Im Juni ist hier noch nicht Saison und es war relativ leer. Im Sommer scheint es der ideale Campingplatz für Familien zu sein mit flachem Ufer, Spielplätzen und Familienduschen. In der Gegend liegen viele Wander- und Radwege. Aber viel spannender ist doch die Legende der Wasserschlange, die angeblich im See lebt. Sie scheint absolut friedlich zu sein, denn auf dem See waren einige Stand-up-Paddler unterwegs.

Blick auf einen See. Im Hintergrund schneebedeckte Hügel.

Auf unserem Weg Richtung Stavanger bekamen wir dann die geballte Ladung Landschaft von Bergen mit Schnee bis hin zu dichten Wäldern und Stränden. Das Tolle am Camping in Norwegen sind die vielen kostenfreien Stellplätze. So landeten wir an einem Tag direkt am Meer, nachdem wir den ersten Vorschlag an einem See umgeben von Schnee und Schafen doch etwas zu kühl fanden.

Street Art in Stavanger

Unser Ziel an der Küste war Stavanger. Die Stadt ist eine der ältesten in Norwegen und entstand im 12. Jahrhundert. Für uns war sie vor allem wegen der Nähe zum Lysefjord interessant. Denn von hier aus starten Bootstouren, um den Fjord von Wasser aus zu erleben. Sehenswert ist aber auch die kleine Altstadt Gamle Stavanger oder die bunte Straße Øvre Holmegate. Wir blieben zwei Tage in der Stadt, aber wer zu großen Wanderungen aufbrechen will, kann sie auch als Ausgangspunkt für viele Tagestrips wählen.

Blick auf einen Hafen mit Wohn- und Fabrikhäusern. An einem Gebäude befindet sich das Bild eines Mannes, der ein Schild hält auf dem steht "Will work for Food".

Für Schlechtwetter-Tage gibt es auch Museen, die die Geschichte der Stadt erzählen. Das Konservendosenmuseum oder das Erdölmuseum beispielsweise. Denn bevor das Erdöl zum Aufstieg Norwegens führte, war Stavanger vor allem eine Fischerstadt. Eines der wichtigsten Produkte, das hier in Konserven landete, war der Fisch. Aber auch als Knotenpunkt für den Schiffsverkehr war und ist Stavanger von Bedeutung, der Hafen ist für Interessierte sicherlich auch faszinierend. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts steht wirtschaftlich das Erdöl im Vordergrund.

Weißes Holzhaus mit blauer Tür und Norwegenflagge.


Die Altstadt bestehend aus weißen Holzhäusern mit Blumenkästen und allerlei liebevoller Dekorierung ist echt malerisch, allerdings liegt direkt dahinter, quasi am Fuße der Stadt der Hafen für die Kreuzfahrtschiffe. Das wirkte schon ziemlich surreal, als wir durch die kleinen Gassen liefen und im Hintergrund ein riesiges Schiff aufragte. Legt ein Schiff an, fluten die Passagiere die sonst recht gemütlich wirkende Stadt. Wer die Wahl hat, entdeckt Stavanger am besten an einem Tag ohne Kreuzfahrtschiff, ansonsten gilt es halt etwas geduldiger zu sein und mit dem Strom zu schwimmen …

Ein blaues Haus mit gelb angemalten Fenstern.

Einen Abstecher wert ist die bunte Straße, die ihren Namen von den Häusern in unterschiedlichen knalligen Farben hat. Aus einem Marketinggag wurde hier eine Sehenswürdigkeit. Es macht wirklich Spaß, diese Farbexplosion zu durchwandern. In der Straße sind viele Restaurants und Cafés. Was mich jedoch noch mehr als die bekannten Sehenswürdigkeiten begeisterte, waren die überall in der Stadt verteilten Kunstwerke. Stavanger macht seine Bekanntheit als Street-Art-Hotspot alle Ehre.

Blick in einem Fjord, der sich in der Mitte des Bildes immer weiter verjüngt umgeben von Bergen. Im Hintergrund graue Wolken.

Der Lysefjord ist bekannt für die natürliche Aussichtsplattform Preikestolen. Auf Deutsch bedeutet das „Predigtstuhl“ und diese Felskanzel liegt 600 Meter über dem Fjord. Von da gibt es bestimmt einen richtig guten Ausblick auf den Fjord. Die Wanderung dorthin gilt als mittelschwer, setzt festes Schuhwerk und ein wenig Wandererfahrung im bergigen Terrain voraus. Nach dieser Info war ich dann eher dafür, die Felswände von unten zu bewundern. Wer aber weitere Highlights sucht, erklimmt am Lysefjord die Flørli-Treppe, die als längste Holztreppe der Welt gilt.

Zerklüfte mit Bäumen bewachsene Felswand.

Mir hat die Bootstour durch den Fjord gereicht, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie schön die Landschaft ist, Wasserfälle, steile Wände und versteckte Höhlen machten die Tour unterhaltsam. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass sie auch mit 80 Euro pro Person nicht gerade günstig ist.

Norwegen zum ersten Mal: Tunnel, E-Mobilität und überall Internet

Die skandinavischen Länder sind bekannt dafür, uns in einigen Bereichen voraus zu sein. Beispiele sind die Netzabdeckung oder die Verbreitung von erneuerbaren Energien. Unser Roadtrip führte durch Schweden, Norwegen und Dänemark und es gab immer wieder Momente, wo wir uns skandinavische Verhältnisse auch in Deutschland wünschten: kostenlose Toiletten beispielsweise, oder Internet mitten im Wald. Mich beeindruckten auch die vielen Ladesäulen, an jeder Autobahn und in jedem Dorf standen Ladesäulen und selbst in den Bergen trafen wir auf E-Autos …

Ein wichtiger Tipp für diejenigen, die sich tief ins Land wagen, hätte ich dennoch: Ladet euch die Routen und eine Übersetzungsapp herunter. Mitten in den Bergen standen wir vor einem Hinweisschild auf Norwegisch und hatten keinen Empfang, um es zu übersetzen. Wir fanden dann heraus, dass das Schild über eine Straßensperrung informierte, als wir direkt vor der Baustelle standen …

Ein Schaf liegt auf der Straße.

Tunnel in bergigen Gebieten sind ja für viele Reisende nichts Neues. In Norwegen überraschte mich aber die Länge von einigen Tunneln. Der längste Straßentunnel der Welt, der Laerdalstunnel mit 24 Kilometern ist übrigens auch in Norwegen zu finden. Mir hat aber schon der 9 Kilometer lange Mælefjelltunnel gereicht, um ein wenig Beklemmung und Bewunderung für diese technische Leistung zu empfinden. Ein Highlight bei der Tunneldurchquerung war, dass auf der Hälfte der Strecke eine Höhle mit Lichtinstallation, die ein wenig an Gletscher oder Polarlicht erinnerte, die Monotonie durchbrach.

Es gibt über Norwegen kaum was Negatives zu sagen. Ein wenig kritisch sind die Preise und in unserem Fall der Reisezeitraum: Im Juni ist noch nicht Saison, sodass wir öfters vor verschlossenen Restaurants standen. Dafür ist es aber auf vielen Campingplätzen noch ruhig und es ist lange hell. So ein Norwegen-Trip ist nicht günstig, denn auch wenn wir an den schönsten Plätzen kostenlos stehen durften, waren die Preise im Supermarkt dann zum Ausgleich wesentlich höher als bei uns. Dafür gibts überall frische Beeren und wir konnten fast überall mit Karte bezahlen. Es gab eine Situation, in der Bargeld praktisch gewesen wäre: in einem unbesetzten Hofladen. Gerade auf den Dörfern sind die kleinen Stände oft unbesetzt und vertrauen den Menschen, dass sie dann in bar bezahlen. Entspannter lässt sich also kaum Urlaub machen als in Norwegen …

Comments (1):

  1. sylvia

    9. Oktober 2024 at 7:47

    sehr schöner Reisebericht, macht Sehnsucht nach mehr

    Antworten

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