Die drittgrößte Insel im Mittelmeer lockt die meisten Urlauber mit den schönen Stränden und dem klaren Wasser. Die schönsten Strände liegen im Süden der Insel. Quasi schon aus Trotz haben wir uns daher für den Westen Zyperns entschieden.
Strände, Halloumi und Ouzo
Die wichtigste Lektion am Ankunftstag: Es ist selbst im September noch sehr warm … Interessanterweise ist aber nicht mehr Saison und alles ein wenig günstiger. Unser Ferienhaus lag in Pomos ein paar Meter entfernt vom Meer und eine Stunde Autofahrt von Paphos. Im Westen der Insel sind die Sandstrände rar. Hier gibt es vor allem Kiesel- oder Steinstrände. Badeschuhe sind empfehlenswert, zumal in unserer Reisegruppe schon mal jemand eine Begegnung mit einem Seeigel hatte. Auch wenn jetzt die Strände keine Optionen für Sandburgen bieten, ist das Wasser sauber und viele haben für einen Appel und Ei mietbare Sonnenliegen.
Abgesehen von Stränden, Klippen und klarem Wasser findet sich im Westen aber auch die geballte Vielfalt der zypriotischen Natur: Die Berge und überraschend grünen Hänge sind nicht weit entfernt. In den Bergen des Troodos finden geduldige und scharfsichtige Wanderer Mufflons. Wir waren nicht so geduldig und sind zur Forststation Stavros tis Psokas gefahren. Dort leben Mufflons in einem Gehege. Sie sind das Wappentier Zyperns und wer auf seinen Centmünzen ein gehörntes Schaf hat, weiß woher das Geld kommt. Um eine neue Tier- und Pflanzenwelt kennenzulernen, mussten wir nicht mal weit wegfahren. In unserem Garten standen Orangen-, Avocado-, und Granatapfelbäume und in den Büschen lauerten Gottesanbeter und Eidechsen.
Ein wesentlicher Vorteil an unserer recht vom Massentourismus abgelegenen Lage im kleinen Örtchen war die Entdeckung der heimischen Küche in urigen Restaurants. Hier gab es für die Fleischesser alle erdenklichen, gut gewürzten Spieße und für mich Halloumi, Hummus, und Tahini. Klassiker wie Aubergine und Zucchini sind hier bis zur Perfektion gewürzt. Dazu dann einen Ouzo. Den gab es nur auf Bestellung, und wie wir feststellten, nur durch Eiswürfel gekühlt und verdünnt. Wer sich nicht im Hinterland herumtreibt, stellt schnell fest, dass die Küche den Touristen angepasst ist. Bei den großen Sehenswürdigkeiten gibt es dementsprechend auf britische Gaumen abgestimmte Küche: Burger und Sandwiches.
Abseits der Straßen wartet das Abenteuer
Auf Zypern herrscht Linksverkehr. Daran haben sich unsere Fahrer nach ein, zwei Tagen gewöhnt. Zumal die Zyprioten toleranter bei der Frage nach der richtigen Fahrspur sind, als bei der Einhaltung derselben. In den kurvigen Straßen ist es durchaus üblich, mal beide Spuren in Beschlag zu nehmen. Das erste, was mir bei unserer Fahrt durch das Land jedoch auffiel, sind die vielen Geländewagen. Wer sich nur an die Hauptstraßen hält, sieht darin keinen Sinn. Da wir uns aber auch mal abseits davon bewegten, ließ sich schnell der Vorteil dieser Autos erkennen. Abseits der üblichen Verkehrswege mutieren die Straßen zu Schotterpisten. Gleich bei unserem ersten Ausflug akzeptierten wir, dass Google Maps hier nicht zu vertrauen ist. Die Route wollte unser bequemes, aber eher für die Stadt geeignetes Mietauto einen sandigen Hügel hochschicken und dann einem scheinbar trockenen Flussbett folgen. Ein Abenteuer, das wir dann lieber zu Fuß in Angriff nahmen. Generell lässt sich das Auto fast überall abstellen, sofern es nicht im Weg steht oder besondere Schilder auf ein Parkverbot hinweisen. Ganz ohne Parkgebühren – als Berliner waren wir fasziniert.
Britisch, griechisch, türkisch oder europäisch?
Alle sprechen Griechisch, aber Griechenland ist es nicht. Fast alle sprechen Englisch, aber Großbritannien ist es ebenfalls nicht. Die Speisekarten sind voller arabischer Einflüsse, aber dennoch ist es europäisch. Die Geschichte und die internationalen Verbindungen Zyperns sind mindestens einen Absatz wert. Schon allein deswegen, weil Nikosia, die hoffentlich letzte geteilte Hauptstadt der Welt ist. Als Insel im Mittelmeer blickt Zypern auf eine wechselhafte Geschichte der Verwaltung zurück. Hier stoppten quasi alle Völker, die sich der Seefahrt als wichtiges Handelsinstrument bedienten. Von den Griechen, den Römern, den Kreuzrittern, den Venezianern bis hin zu den Osmanen hatten hier alle ihre Häfen und ihre Finger bei der zypriotischen Geschichte im Spiel. Cicero war Statthalter der Insel, Paulus machte sie zu eines der ersten Länder, das von einem christlichen Herrscher regiert wurde und Richard Löwenherz lag hier vor Anker.
Im 20. Jahrhundert war Zypern dann vor allem Spielball Großbritanniens und der Türkei. Ab dem Ersten Weltkrieg annektierte die Krone die Insel. Auch heute noch gibt es auf Zypern britische Sonderzonen. Die Unabhängigkeit gab es in den 60er Jahren. Aber damit ist die politische Geschichte noch lange nicht vorbei. Gerade für Touristen interessant ist die Zweiteilung der Insel in die Republik Zypern und einen türkischen Teil, Nordzypern oder auch die Türkische Republik Nordzypern. Diese Teilung hat seine Vorgeschichte in den verzwickten Beziehungen der Insel zu Griechenland und der Türkei. Nach der Unabhängigkeit kam es zu Unruhen, die letztendlich in den 70ern Jahren zur Teilung führten.
Abgesehen davon, dass ich aufgrund der politischen Lage in der Türkei bis auf Weiteres nicht dort Urlaub machen würde, gilt gerade bei einem Mietwagen für Touristen auf Zypern, vorher abzuklären, ob die Grenze überquert werden darf. Angeblich ist die Wiedereinreise in den griechischen Teil mitunter mit Komplikationen verbunden. Das kann ich nicht beurteilen, weil wir es nicht probieren wollten. Seit 2004 ist die Republik Zypern Mitglied der EU, was das Bezahlen vereinfacht.
Die Sache mit dem Toilettenpapier …
Völlig neu für mich war der Umgang mit dem Toilettenpapier in Zypern. Hier landet es nicht in der Toilette, sondern in einem Mülleimer daneben. Das hat verschiedene Gründe. Je nach Haus sind die Rohre einfach zu schmal, oder die angeschlossene Grube verfügt nicht über den passenden Zerkleinerer für andere Materialien als Fäkalien. Daran musste ich mich echt erstmal gewöhnen und befürchtete regelmäßig eine Rohrverstopfung aufgrund meiner Vergesslichkeit.
Aber abgesehen von diesen gewöhnungsbedürftigen zypriotischen Eigenarten hat die Insel schon einiges an Sehenswürdigkeiten und Gastfreundlichkeit zu bieten. Übrigens beherrscht dort nahezu jeder englisch und wer ein Lächeln sehen will, sagt einfach ab und an „Efcharisto“, was im Griechischen Danke bedeutet.