Der Besuch des Samurai Museums Berlin lohnt sich für alle, die interessiert an japanischer Geschichte und Kultur oder Handwerkskunst sind.
Da mein Wissen über die Samurai nicht über Anime und Popkultur hinausgeht, gönnten mein Begleiter und ich uns bei unserem Besuch eine Führung. Die kostet extra und ist denjenigen zu empfehlen, die gerne Fragen stellen oder eine Einführung in die Ausstellung wünschen. Denn sie ist zwar multimedial, modern und detailverliebt gemacht, aber wirkt auf den ersten Blick etwas unsystematisch.
Von der Rüstung bis zur Teetasse
Das Samurai Museum präsentiert über 1000 Stücke aus einer privaten Sammlung von Peter Janssen, die mit einem Schwert angefangen hat und an die 4000 Objekte umfasst. Im Vorraum bietet ein großer Bildschirm mit Illustrationen die Möglichkeit, einzelne Abbildungen anzutippen und mehr über Themen und die Geschichte der Samurai zu erfahren. In der Ausstellung finden sich Objekte vom 6. bis zum 19. Jahrhundert (wer mehr Ahnung von den japanischen Geschichtsepochen hat: Das umfasst die Zeit von der späten Kofun- bis zur frühen Meiji-Periode). Erhöht auf einem Podium befindet sich eine Leinwand, auf der Filmszenen zu sehen sind.
Von diesem Raum aus geht es weiter in den ersten großen Ausstellungsraum, in dem vor allem Rüstungen und Waffen zu sehen sind. Hier erklärt uns unser Guide, dass die Samurai zunächst hauptsächlich Waffen für den Fernkampf wie Pfeil und Bogen bevorzugten. Die verschiedenen Rüstungen und Kampfgeräte verdeutlichen die Handwerkskunst und zeigen historische Entwicklungen im Design. Im unteren Raum steht außerdem eine Bühne, auf der alle dreißig Minuten eine Vorstellung projiziert wird. Wir konnten eine etwa zehnminütige Show mit Trommeln beobachten. Neben der Bühne informiert ein Bildschirm über die nächsten Shows zu denen auch Szenen aus dem No-Theater gehören. Bei der Vielzahl an zu entdeckenden Objekten wären mir fast die No-Masken entgangen, die im Treppenbereich hängen. Denn auch wenn die Samurai für ihre Disziplin und Schwerter bekannt sind, gehören ebenso Kunst und Traditionen wie Theater, Kalligraphie oder die Teezeremonie zur Kultur der Samurai. Die No-Masken fand ich so beeindruckend, da sie je nach Neigung ihre Mimik ändern. In einem kleinen Nebenraum wartet dann noch ein interaktives Spiel darauf, den Spielern mythische Wesen näher zu bringen.
Im ersten Stock finden sich weitere Objekte, die teilweise auf mich etwas bunt gemischt wirken. Da steht dann mal eine Sänfte direkt neben Samuraimasken. Gerade bei den Masken (den Menpo) war ich dankbar für die Führung, denn unser Guide erklärte uns die wiederkehrenden tierischen oder mythischen Motive, die jeweils für Stärke oder bestimmte Charakterzüge standen. Der Rundweg führt weiter zu einem Bereich, der sich ganz und gar der Schwertschmiedekunst widmet. Hier gibt es neben diversen Klingen Videos zu sehen und einen großen Infoscreen, der die Herstellung eines Schwertes vom Eisenerz bis zur Schmiede erklärt. Im anliegenden Raum ist Schwertschmuck ausgestellt, der in seiner Feinheit die Handwerkskunst verdeutlicht.
Im weiteren Bereich gibt es neben wechselnden Ausstellungen ein Areal, das sich der Teezeremonie widmet. In einem großen Regal sind verschiedene Teeservices zu entdecken und daneben steht ein Nachbau einer Teestube. Beim Übergang von der handwerklichen Ausstellung zur Wechselausstellung gibt es auf einer Papierwand Bilder zu entdecken und eine Samurairüstung, die verdeutlicht, wie die Kultur der Samurai die Gegenwart beeinflusst. Die Rüstung erinnert an die von Date Masamune, einem berühmten Samurai, der George Lucas bei der Gestaltung von Darth Vader inspiriert haben soll. Momentan läuft die Sonderausstellung Abstract Writing bis zum März und zeigt Werke der Künstlerin Hiroko Nakajima und K. O. Götz. Diese Sonderausstellung ist klein, aber schafft einen Übergang zur Gegenwart.
Highlights und Schwächen
Meine persönlichen Highlights waren der Ratefuchs, das Suchspiel und die Meisterstücke der Handwerker. Der Fuchs ist eigentlich ein Kitsune, ein übernatürliches, cleveres und manchmal fieses japanisches Fabelwesen. In der Ausstellung stellt das Kitsune auf den Infoscreens Quizfragen. Im Vorraum lassen sich die Farben des Kitsune individuell gestalten und für richtig beantwortete Fragen wird es weiser und erhält zusätzliche Schwänze.
Ein weiterer aktiver Ansatz, japanische Mythen und Legenden zu vermitteln, ist das Suchspiel in dem kleinen Nebenraum. Auf einer Karte sind verschiedene Fabelwesen zu finden. Wer sie durch die Bewegung der Arme entdeckt, bekommt eine kurze Erklärung zu ihrer Geschichte dazu.
Ob die kleinen Metallfiguren im ersten Stock in einer Nische Meisterstücke sind, ist ungeklärt. Vielleicht waren es dekorative Auftragsarbeiten oder Spielzeug. Aber die Feinheit bei dieser Größe hat mich beeindruckt.
Was mich ein wenig gestört hat, war das Fehlen von Beschriftungen. Es gab viele Infoscreens, die aber nur über einige der Objekte informierten. In anderen Museen stört mich oft die Menge an Beschriftungen und Informationen zum Alter oder der Herkunft der Stücke. Jetzt hatte ich tatsächlich mal den Fall, dass ich es gern so strukturiert mit Informationstafeln zu jedem Objekt gehabt hätte. Der Eintritt mit 12 Euro für Erwachsene und 8 Euro für Kinder ist hoch, wenn ich an einen Familienbesuch oder finanziell nicht gut ausgestattete Menschen denke. Allerdings finde ich den Preis für ein privates Museum und der Inszenierung nachvollziehbar. Je nach Interesse lassen sich in der Ausstellung mit den Videos, mit den Vorführungen und dem Spiel zwei Stunden oder mehr verbringen, auch wenn die Fläche an sich relativ klein ist.