Direkt vor den Toren Magdeburgs liegt der Landkreis Jerichower Land und bietet Natur- und Technikhighlights gleichermaßen. Wir haben uns auf einem Wochenendausflug den Störchen und den Wasserstraßen gewidmet, von denen es hier einige gibt.
Gerettete Störche im Storchenhof Loburg
Schwarz-weiß und klappernd, ich finde Störche toll. In Berlin sind sie natürlich nicht so wirklich zu entdecken. Aber in Sachsen-Anhalt sind sie auf dem Land noch anzutreffen. Loburg im Jerichower Land ist als Storchendorf bekannt. Über das Dorf verteilt lassen sich zahlreiche Horste bei einem Blick nach oben entdecken. Bekannt wurde Loburg auch durch die Störchin Prinzesschen, die mit einem Sender versehen, zeigte, welche Strecken Störche zurücklegten. Die Dokumentation, die sich mit Prinzesschen beschäftigte, erhielt zahlreiche Preise und ist ein Tipp für alle Storchenfans.
In Loburg entstand Ende der 70er eine Auffangstation für verletzte Störche und Großvögel, die Ziel unseres Ausflugs war. Aber auf dem Weg dahin machten wir einen Abstecher ins Rittergut von Barby und entdeckten eine Kirchenruine. Das Rittergut ist ein ehemaliges Gutsgelände, restauriert und idyllisch anzusehen. Dass Karls Manufakturen-Markt in einem der Gebäude untergebracht ist, zwang uns quasi zur Kaffeepause mit Erdbeerkuchen … Ein vielleicht merkwürdiger Tipp: geht hier unbedingt auf die Toilette, um einen Eindruck von den alten Gemäuern zu bekommen!
Die Kirchenruine ist Teil der Straße der Romanik und ein kleines Informationsschild gibt einen Eindruck davon, wie sie früher aussah. Am anderen Ende des Dorfes gibt es zudem noch eine Burganlage. Für so ein kleines Dorf hat Loburg einiges auf einem Spaziergang zu bieten.
Beim Storchenhof waren wir kurz vor Schluss für die offiziellen Besuchszeiten. Trotzdem waren die Mitarbeiter superfreundlich und hochmotiviert, uns die Arbeit mit verunglückten Vögeln näherzubringen und haben sich viel Zeit für uns genommen. Sie kümmern sich um verunglückte oder verwaiste Großvögel und bemühen sich, diese wieder für die Wildnis vorzubereiten.
Im Gehege lernten einige verletzte Störche wieder stehen und während unseres Besuchs kümmerte sich ein Mitarbeiter intensiv um einen sehr besitzergreifenden Reiher. Manche der Vögel lassen sich nicht mehr auswildern, sind flugunfähig und leben jetzt auf dem Hof oder in anderen Einrichtungen. Der Storchenhof hat für Besucher von 10.00 bis 17.00 Uhr offen und die Mitarbeiter führen über das Gelände, auf dem sich einige Gehege für die aufzupäppelnden Vögel befinden.
Zu sehen gibt es auch verschiedene Hühnerrassen, Tauben und Puten, die sich um jeden gefiederten Nachwuchs kümmern. Die Mitarbeiterin erklärte uns, dass die Puten quasi für alle Küken da sind. Auf dem Storchenhof geht es aber nicht nur um die Pflege, sondern auch um die Beobachtung des Storchenbestands in der Region und um den Artenschutz. Für verständliche Aufklärung und Information sorgen die Mitarbeiter und einige Mitmachstationen, die sich vor allem an Kinder richten. Die Führung dauerte trotz des kleinen Geländes eine Stunde und lohnt sich für alle Natur- und Tierfreunde.
Die größte Kanalbrücke Europas
Für Technik- und Architekturfans ist ein Stopp an der Kanalbrücke Magdeburg empfehlenswert. Da direkt an der Brücke ein Parkplatz ist, blieben wir hier eine Nacht, um die Brücke auch im Dunkeln würdigen zu können. Es ging kaum kitschiger, als über die Brücke während des Sonnenuntergangs zu laufen und in Richtung Magdeburg zu gucken. In die andere Richtung sind die weißen Salzberge des Kaliwerks Zielitz zu erkennen. Sie tragen in der Region auch den Namen Kalimandscharo und sind sogar im Zuge einer Führung begehbar.
Die Brücke gilt mit einer Länge von 918 Metern als größte Kanalbrücke in Europa und führt den Mittellandkanal über die Elbe. Die Idee für diese Brücke als Wasserstraßenkreuz gab es schon in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, fertiggestellt wurde sie aber erst Anfang der 2000er. Sie sollte der Schifffahrt einen Umweg über eine Schleuse und ein Schiffshebewerk ersparen. Die Zeitersparnis für Schiffe liegt wohl bei drei Stunden. Sie ist auch im Winter befahrbar, da sie durch eine Luftsprudelanlage eisfrei bleibt.
Während unseres Besuchs beobachteten wir allerdings keine großen gewerblichen Schiffe, sondern viele Privat- und Ausflugsboote. Durch die Masse an verbauten Stahl in der Trogbrücke gilt sie zudem als größte Stahlkonstruktion Europas. Einen Blick wert ist die lange Brücke auf jeden Fall und ein Abstecher zu ihr lohnt sich für alle, die sich für Technik und Architektur begeistern.