Ursprünglich stand das Denkmal für Marx und Engels näher am Roten Rathaus auf einem dafür gemachten Platz. Wegen Bauarbeiten für die U-Bahn-Linie zum Brandenburger Tor wurde es an seinen jetzigen Standort verlagert. Eigentlich wirkt das Marx-Engels-Forum wie eine einzige große U-Bahn-Baustelle. Vor dem Baustellenzaun befinden sich die Skulpturen von Marx und Engels umgeben von einer Reliefwand, Bronzereliefs und Stahlstelen. Das lässt sich von der Straße nicht sehen. Zumindest nicht, solange die Bäume Blätter tragen. Marx und Engels stehen im Zentrum dieses Ensembles an Kunstobjekten. Die Anordnung und die zentrale Figur der Väter des Kommunismus gehen auf den Bildhauer Ludwig Engelhardt zurück.
Selbst die Materialien der anderen Objekte haben Symbolkraft. Die steinerne Reliefwand vom Künstler Werner Stötzer steht für die Vergangenheit und das Bronzerelief von Margret Midell für die Zukunft. Die Stahlstelen verknüpfen als Dokumentation mit Fotos Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Stelen mit den Fotos galten zur Bauzeit in den 80er Jahren als Neuheit. Für mich waren die Reliefs so künstlerisch, dass ich ehrlich gesagt die Botschaft nicht erkennen konnte. Irgendwelche Menschen halt. Die Fotos auf den Stelen sind ausgeblichen. Aber Marx und Engels erfreuen sich großer Popularität. Die Figuren, vor allem Marx Knie sind blank geputzt von den vielen auf ihm Sitzenden. Das Denkmal gehört zu den Talking Statues in Berlin. Das bedeutet, wer einen QR-Code einscannt, erhält einen Anruf, in dem die Geschichte hinter den Skulpturen erzählt wird. Die von Marx und Engels erklärt passenderweise Gregor Gysi.
In Berlin ist der Umgang mit den Spuren der DDR immer eine Diskussion wert. Verklären diese Figuren und sozialistischen Hinterlassenschaften die DDR, die eindeutig ein Unrechtsstaat war? Für mich stehen Marx und Engels nicht für die DDR, sondern sind Philosophen und Ökonomen. Über ihre Ansichten lässt sich vorzüglich streiten. Wer jegliche Spuren der DDR aus dem Stadtraum verbannt, verbessert meiner Meinung nach nicht zugleich den Umgang mit der Geschichte. Momentan steht ein Vorschlag im Raum, dass das Marx-Engels-Forum an die Humboldt-Universität kommt. Umzüge ist die Figur schon gewohnt, warum also nicht, wenn die Kritiker zufriedengestellt sind …
Anonymous
7. April 2022 at 22:41
Wenn man die Ansicht der Bauarbeiterin mit dem Spaten über der Schulter und des Bauarbeiters mit der Spitzhacke sucht, welche vor dem Roten Rathaus als Skulpturen standen, wird man stark endtäuscht. Sie symbolisierten den Aufbauwillen Berlins nach dem zweiten Weltkrieg, wie kein anderes Denkmal. Sie gehören wieder vor das Rote Rathaus. Wer die Stadt kennt, sieht noch an der Hasenheide ein Denkmal in Gedenken an Berlins Trümmerfrauen. Dessen Ausstrahlung gibt nicht das her, was die verschwundenen Skulpturen ausdrückten.
Sabine Arndt
8. April 2022 at 10:00
Die Bauarbeiterin mit dem Spaten (Denkmal Aufbauhelferin) steht doch noch am Roten Rathaus, oder ist es seit letztem Jahr wieder abgebaut worden? Tatsächlich kannte ich das Denkmal in der Hasenheide nicht, aber es wirkt weniger energisch als die Aufbauhelferin.