Auf Entdeckungstour durch Berlin und die Welt
Schild am Untergrund-Bahnhof Oranienburger Straße

Zwischenstopp am Bahnhof Oranienburger Straße

Die Oranienburger war lange Zeit Anlaufpunkt für die, die „käufliche Liebe“ suchten. Mittlerweile hat sich die Straße den touristischen Anforderungen und den Wünschen der Zugezogenen angepasst. Das Tacheles ist Geschichte und die Sehenswürdigkeit der Straße ist die Neue Synagoge, die mit ihrer goldenen Kuppel auch von Weitem das Stadtbild prägt. Den Bahnhof in seinem sachlichen Architekturstil mit orangefarbenen Säulen und gelben Keramikplatten als Sehenswürdigkeit zu nennen, würde ich nie wagen. Aber die Deutsche Bahn hat sich Mühe gegeben, die Geschichte der Straße im unterirdischen Bahnhof Raum zu geben. Was ich als praktische Architektur in altbackenen Farben bezeichne, ist ein Baudenkmal. Der Bahnhof eröffnete 1936. Sein Entwurf stammt von dem Architekten Richard Brademann, der überzeugtes NSDAP-Mitglied war. Während der Berliner Teilung gehörte er zu den Geisterbahnhöfen.

Foto einer Ruine.

Die Fotos an den Wänden und auf dem Bahnsteig des Bahnhofs erzählen diese Geschichten leider nicht. Der Darstellung der Deutschen Bahn nach dient der bewusste Verzicht auf Informationen zu den Fotos dazu, keinen Ausstellungscharakter aufkommen zu lassen. Schade, denn eine Einordnung von wann die Fotos sind, wäre für alle, die nicht seit 50 Jahren in Berlin leben, hilfreich. Mein mangelndes Wissen führt zu der präzisen Schätzung, dass die Fotografien aus den Vorkriegs- und Nachkriegszeiten stammen. Ergänzt sind die Fotos um Bilder und Zeichnungen, die nicht ganz so realistisch sind. Also doch eine kleine Ausstellung … Warum ich aber empfehle, beim Durchfahren mal einen Zwischenstopp am Bahnhof Oranienburger Straße einzulegen, sind die Riefelbilder.

Foto der Oranienburger Straße mit Autos und Fahrradfahrern.

Sie befinden sich auf dem Bahnsteig. Riefelbilder waren mir bis dahin nur aus Kinderbüchern bekannt. Dabei haben sie eine lange Geschichte als religiöse Kunst. Das Prinzip dahinter nennt sich Vertikal-Montage und beruht auf Schrägen, die in zwei Richtungen weisen. Je nachdem, von welcher Seite aus ich das Bild betrachte, ändert sich das Motiv. Wer direkt davor steht, nimmt nur einen Mischmasch aus zwei Bildern wahr. Bei den Riefelbildern an der Oranienburger ändert die Perspektive die Zeit, aus der das Foto stammt. Pferdekutschen werden von der anderen Seite aus zu Autos. Eine faszinierende Methode, den Wandel in einer Straße darzustellen.

Foto, das einen Mann mit Pferdekutsche zeigt.

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