Mein übliches Frühstück besteht normalerweise aus einem Cappuccino. So richtig genieße ich die erste Mahlzeit des Tages erst in Gesellschaft. Glücklicherweise habe ich Freunde, die gerne früh aufstehen und Spaß daran haben, neue Restaurants auszuprobieren. Hier sind unsere bisherigen Entdeckungen und Empfehlungen:
Nicht nur für Hipster: House of Small Wonder
In Mitte in der Johannisstraße hält sich ein schnödes Café nicht lange. Da muss schon etwas mehr Chichi mit dabei sein. Das House of Small Wonder, ein deutscher Ableger des New-Yorker-Klassikers bietet eine Speisekarte mit Fusionsküche und ein Ambiente, bei dem alle ohne grünen Daumen neidisch werden. Denn die Pflanzen, die Wendeltreppe und die Einrichtung haben mich bei dem Restaurant am meisten beeindruckt.
Die Speisekarte ist übersichtlich und nicht günstig. Das Essen schmeckt. Sehr angenehm ist die Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen, obwohl das bei einem Hipster-Hotspot wahrscheinlich nicht mal mehr erwähnenswert ist. Zu essen gibts Klassiker aus der französischen Küche und japanisches Frühstück. Die Französische ist amerikanisch interpretiert. Das schadet dem Geschmack glücklicherweise nicht. Meine Croissants für zehn Euro waren zwar nicht typisch französisch, aber dennoch lecker. Obwohl ich bei der Beschreibung „French toast“ an Arme Ritter gedacht hatte. Nun, so lerne ich dazu…
Grundsätzlich schadet es nicht, im House of Small Wonder etwas Englisch zu können. Die Speisekarten gibt es zwar zweisprachig, aber die Kellner sprechen bevorzugt Englisch. Wir hatten eine Servicekraft, die beide Sprachen beherrschte und uns so am frühen Morgen nicht gleich mit Vokabeltests quälte. Die Brunchkarte gibt es bis halb fünf. Ausgezeichnet … Abends ist es besser zu reservieren, und die Abendkarte verspricht eine Mischung aus japanischer, amerikanischer, italienischer und deutscher Küche. Da muss ich also unbedingt noch mal abends essen gehen.
Kascha und Kaviar im Gorki Park
Bis ich in den echten Gorki Park in Moskau komme, wird wohl noch etwas Wasser den Bach hinabfließen, aber es ist ja nicht so, dass es in Berlin keine russische Küche geben würde. Ein leckerer Anlaufpunkt für russisches Essen, nicht nur zum Frühstück ist das Café Gorki Park im Weinbergsweg. Zentral, nur einen Steinwurf vom Rosenthaler Platz entfernt, ist das Gorki Park natürlich auch für Touristen Anlaufstelle für den kulinarischen Start in den Morgen. Die typischen Touristen-Nepp-Preise schlagen sich aber nicht in der Speisekarte nieder. Für ein komplettes Frühstück liegen die Kosten um die acht Euro.
Das Frühstücksangebot ist reichhaltig und bietet vor allem Spezialitäten der russischen Küche – aber keine Sorge niemand muss auf sein Rührei verzichten. Dabei werden sowohl Allesesser, Vegetarier und Veganer fündig und wer es krachen lassen will, kann gleich morgens mit einem Wodka starten. Wohlklingend sind die Namen der Frühstücksangebote. Ich entschied mich etwa für Boris Pasternak, während meine Begleiter auf die ArbeiterInnen und Bauern setzten. Keiner wurde vom Essen enttäuscht. Mehr noch, ich bin normalerweise kein Verfechter von diesen geschmacklosen Grünzeugvarianten wie Zucchini oder Aubergine und musste feststellen, dass das leckere Gemüsegemetzel auf meinem Teller Auberginenmus war.
Während das Essen überzeugte, schien unsere Bedienung leider kein Morgenmensch gewesen zu sein. Von fünf Getränken kamen zwei richtig an und zwei verschwanden in den unendlichen Weiten der Servicewüste. Der Service war zwar nett, aber langsam, und zwar sehr langsam. Wer mal Blini, Kartoffelröstis oder Kaviar zum Frühstück haben will, sollte im Gorki Park etwas Geduld und Toleranz gegenüber Vergesslichkeit mitbringen. Bei gutem Wetter lässt es sich draußen sitzen. Der Innenbereich ist charmant, mit der Einrichtung vergangener Stilepochen und allerlei Schildchen und Schnickschnack. Und für alle, die sich unter Kascha nichts vorstellen können: Das ist sozusagen die osteuropäische Variante von Haferbrei, nur eben mit Buchweizen und nicht immer süß, aber sehr gesund.
Wenn das Auge mitisst: Café Anna Blume
Schöne Aussichten und leckeres Frühstück gibt es im Prenzlauer Berg an fast jeder Ecke. Das Café Anna Blume in der Kollwitzstraße bietet mit der Frühstücksetagere ein zusätzliches Highlight.
Anna Blume gehört zu den Empfehlungen, die in nahezu jedem Berlinreiseführer auftauchen. So erklären sich die etwas höheren Preise. Aber für die Lage bezahlt man im Prenzlauer Berg immer gleich mit. Das Café ist innen schön eingerichtet, am besten sitzt es sich aber draußen, umgeben von rankenden Sträuchern und Pflanzenkübeln. Wer keine Spatzen mag, sollte sich einen Tisch im Innenbereich suchen. Auf der Frühstückskarte stehen die klassischen Gerichte für den morgendlichen Hunger und allerlei leckere Kombinationen mit floristischen Namen. Aber wer schon einmal da ist, sollte sich die Etagere nicht entgehen lassen. Die gibt es auch in vegetarisch und vegan.
Meine Begleiterin und ich wählten die Etagere für zwei Personen. Die kostet dann 22 Euro. In Berlin lässt es sich durchaus günstiger frühstücken, aber die verschiedenen Schalen sind den Preis wert. Wir haben uns durchgearbeitet von der leckeren Käseauswahl, dem Rührei bis hin zu den Antipasti. Die Etagere schließt mit einer frischen Obstauswahl ab. Eine Schwachstelle war der Brotkorb, der war zum einen recht übersichtlich und zum anderen nicht von besonderer Qualität. Das ist Jammern auf hohem Niveau, aber wenn ich auswärts frühstücke, freue ich mich über ausgefallenere Brotsorten oder selbst gebackenes. Die Etagere reicht für ein angenehmes Sättigungsgefühl. Der Service ist freundlich und unaufdringlich und wer früh kommt, hat sogar freie Platzwahl. Also durchaus eine Empfehlung für diejenigen, die das Frühstücken angemessen zelebrieren wollen …
Für Pancakeliebhaber: A Never Ending Love Story
Wer mal keine Lust hat auf das Butterbrot mit Marmelade zum Frühstück, findet in Charlottenburg in der Bleibtreustraße im Café A Never Ending Love Story eine kleine, aber leckere Frühstücksauswahl. Aber der Tipp ist schon längst nicht mehr geheim und nur der, der früh kommt, findet Platz …
Die Speisekarte ist zwar überschaubar, aber dafür bietet sie für jeden etwas: Von süß bis herzhaft, von Fleischesser bis Veganer, mit ein wenig Neugier findet sich für jeden das Richtige. Für mich gab es eine Mexican Breakfast Bowl, Rührei mit Guacamole und Bohnen. Sehr lecker. Allerdings bin ich ein Verfechter von Brot unterm Rührei. Zu der Bowl gibt es aber nur zwei kleine Stullen geröstetes Brot. (Für Befürworter des Hochdeutschen: Stullen sind Brotscheiben) Das weiß ich dann für das nächste Mal, denn einzeln belegte Brote sind auch in der Karte vertreten. Dabei ist das Brot lecker in Öl geröstet und nix für Gebissträger. Die Bowl hätte durchaus als Frühstück gereicht. Aber ich gehe natürlich nicht frühstücken, um maßvoll zu essen. Als Dessert gab es dann einen Pancake. Sehr fluffig und mit frischem Obst.
Die Portionen der einzelnen Gerichte sind angemessen, die Preise für die Lage auch. Meine Bowl kostete um die 6 Euro. Wer einen gesunden obstigen Start möchte, bekommt diverse Säfte und Müslizusammenstellungen. Für mich als Laie wirkte alles superfrisch und selbst gemacht. Die Bedienung war sehr freundlich und hat vor allem bei der Bestellung darauf hingewiesen, wenn das eine oder andere Gericht aufgrund von Schnipselarbeiten etwas länger braucht. Der Besuch lohnt sich vor allem für die, die mal was anderes wollen, als das klassische deutsche Brot- und Marmeladenfrühstück. Aber das Café ist nicht groß und Reservierungen sind nicht möglich, wer ganz sicher einen Tisch haben möchte, sollte nicht erst um zehn Uhr vorbeikommen.
Sonntagsfrühstück im Restaurant Schönbrunn
Frühstück mit Ausblick gibt es im Restaurant Schönbrunn im Volkspark Friedrichshain. Als bekennender Liebhaber von Brunch ist es eher schwierig mich von einer klassischen Frühstückskarte zu überzeugen. Das Restaurant Schönbrunn hat es aber geschafft.
Die Frühstücksangebote reichen vom Croissant bis hin zum Katerfrühstück, ganz abgesehen von der Möglichkeit, auch ein Stück Kuchen auszusuchen. Sogar ein vegetarisches Frühstück gibt es. Allerdings hatten wir Glück, überhaupt einen Platz zu bekommen. Fast alle Tische sind am Sonntag reserviert und das Personal hatte Schwierigkeiten, uns zwei unterzubringen. Aus persönlicher Erfahrung sind das Käsefrühstück, das Rührei und das französische Frühstück sehr zu empfehlen. Das Rührei ist frisch und die Käseauswahl ist weit mehr als nur der gute alte Scheibenkäse. Beim französischen Frühstück gibt es dann aber auch wirklich nur ein Croissant mit Butter und Marmelade und allerlei Obst. Das Essen ist appetitlich angerichtet. Die Preise sind fair, aber nicht billig. Für vier Euro lässt es sich schon satt werden, mehr Auswahl kostet dann ab sieben Euro.
Neben dem leckeren Essen und dem bemühten, freundlichen Personal gibt es einen weiteren Pluspunkt: die Aussicht auf den Großen Teich. Momentan ist etwas zu frisch, um draußen zu essen, aber wenn erst einmal Sommer ist, gibt es eine große Terrasse, auf der er sich aushalten lässt, na ja und danach kann, wer unbedingt will, um das Frühstück wieder auszugleichen, den Bunkerberg erklimmen…
Stulle zum Frühstück im Neumanns Café
Ein frisch gebackenes Brot rettet eine ganze Mahlzeit. Das Neumanns Café in Friedrichshain bietet selbst gebackenes Brot aus Natursauerteig und deutsche Hausmannskost modern und international interpretiert. Wer morgens herzhaft auf Rührei und Wurstbrot setzt, sollte mal einen Abstecher in die Gabriele-Marx-Straße machen.
Keine Sorge, die Speisekarte enthält mehr als Strammer Max und belegte Stullen. Für Freunde des Müslis gibt es Granola und für die Süßen findet sich das ein oder andere Kuchenstück und Marmeladenbrot. Was ich unbekümmert als belegte Stulle bezeichne, ist im Café eine filigrane Anordnung diverser frischer Zutaten, die den doch etwas gehobenen Preis rechtfertigen. Meine Wahl fiel auf das Bauernfrühstück, das sich eher als Tortilla herausstellte, was dem Geschmack kein Abbruch tat. Als Salatverächter war zunächst mein Teller eindeutig mit zu viel Grünzeug befüllt, aber das Dressing und die Kombination mit dem Brot und Bauernfrühstück machte jede einzelne Sprosse und jedes Salatblatt wertvoll. Meine Begleiterin wählte ein Brot mit Rührei und war ebenfalls rundum zufrieden.
Da wir wochentags dort waren, gab es genügend freie Plätze. Das Café ist klein und rustikal, also nicht unbedingt die beste Wahl, um mit einer Gruppe einzufallen. Die Preise sind hingegen gemessen an der Qualität und Leistung angemessen, aber doch höher. 10 Euro für mein Bauernfrühstück und Frühstückskombinationen ab 15 Euro mit Saft und Kaffee muss man sich leisten wollen. Schmeckt aber, deswegen ist das Café für mich eindeutig eine Empfehlung wert. Allerdings gilt die vor allem für Allesesser und Vegetarier, für Veganer ist die Auswahl begrenzt. Aber der Kaffee soll gut sein und aus einer Berliner Manufaktur kommen …