Auf Entdeckungstour durch Berlin und die Welt
Ehrenmal Eingang mit Skulptur einer ewigen Flamme

Das sowjetische Ehrenmal in der Schönholzer Heide

In die Anlage des sowjetischen Ehrenmals in der Schönholzer Heide verirren sich keine Touristen, um peinliche Fotos mit einem Panzer oder einer riesigen Soldatenfigur zu schießen. Die Fläche ist um ein wesentliches kleiner als das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. 80.000 sowjetische Soldaten starben beim Kampf auf Berlin. Massengräber waren zum Ende des Krieges die Lösung für die vielen Toten. Die Schönholzer Heide als Standort für das Ehrenmal bot Platz und nahm die in der Nähe in Massengräbern beerdigten Soldaten auf.


Ruhig ist es an der Germanenstraße, an der der Eingang zum Mahnmal liegt. Das Ehrenmal grenzt an den Volkspark Schönholzer Heide. Die Heide war schon seit dem 19. Jahrhundert ein Ausflugsgebiet für die Berliner. Hier gab es neben Natur den Luna-Park, eine Art Vergnügungspark. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs entstand auf dem Gebiet des Luna-Parks das zweitgrößte Zwangsarbeiterlager in Berlin. Über 2000 Zwangsarbeiter, darunter viele aus den sowjetischen Ländern, waren dort inhaftiert und arbeiteten in Waffenfabriken. Aufgrund seines Standorts war es als Luna-Lager bekannt. In der Sowjetunion unter Stalin galten Kriegsgefangene als Verräter. Umso mehr beeindruckt das Ehrenmal, denn hier gibt es eine Gedenkplatte für die Kriegsgefangenen. Zugegeben, sie liegt leicht versteckt hinter dem über dreißig Meter hohen Obelisken, aber dennoch …


Das Ehrenmal widmet sich im Vergleich zu dem in Treptow mehr den einzelnen Menschen. Über 13.000 sind hier bestattet und die Bronzetafeln am Obelisken nennen die Namen der höherrangigen beigesetzten Toten. Das Sowjetische Ehrenmal in der Schönholzer Heide gilt als größter sowjetischer Friedhof außerhalb Russlands. Eine Mauer umschließt die gesamte Anlage und ist mit weiteren Tafeln mit Namen versehen. Nur ein Bruchteil konnte identifiziert werden. Deren Namen sind dann in kyrillischer Schrift mit Dienstgrad und Geburtsjahr auf den Tafeln zu finden. Vereinzelt liegen an der Mauer frische Blumen. Hier wird sich nicht nur zu den hohen Gedenktagen erinnert. Zu den hier Begrabenen zählen über 100 Frauen. Gerne würde ich wissen, welche Positionen diese hier bestatteten Frauen im Militär hatten, aber dazu konnte ich bisher keine Informationen finden.


Die Anlage ist Soldatenfriedhof und Mahnmal zugleich. Das mahnende Element übernehmen dabei vor allem die Figur der „Mutter Heimat“ und der mehr als dreißig Meter hohe schwarz-graue Obelisk. Die Skulptur ist eine Frau, die ihren toten Soldatensohn in den Armen hält. Die Inschrift unter der Figur ist pathetisch, aber endet mit dem wichtigen Satz, dass die Opfer zum Kampf für den dauernden Frieden unter den Völkern aufrufen. Ähnliches steht auf dem Obelisken. Die deutsche Inschrift ist auf der hinteren Seite eingelassen, was wie eine Spitze gegen diejenigen wirkt, die kein Russisch können. Tatsächlich lässt sich kritisieren, dass mit Ehrenmalen vor allem dem sinnlosen Soldatentod und Kampf fürs Vaterland gehuldigt wird und die Gräuel der sowjetischen Besatzungsmacht unterschlagen werden. Zumal in allen sowjetischen Ehrenmalen in Berlin Stalinzitate und viel Pomp und Pathetik zu finden sind.


Letztendlich handelt es sich jedoch um einen Friedhof und ein Mahnmal, das immer wieder vor Augen führt, welche Konsequenzen Kriegstreiberei hat. Solche Aspekte außen vorgelassen, ist das Ehrenmal ein effektvolles Beispiel für die Architektur und die künstlerischen Ausdrucksformen des sozialistischen Realismus und allemal einen kleinen Spaziergang wert.

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