Die Bötzow-Brauerei kenne ich eigentlich nur als Baustelle. Mittlerweile ist ein großer Teil des Areals wieder hergerichtet. Beim letzten Versuch, mir das Gelände anzuschauen, wies mich der Pförtner freundlich ab, da wegen der momentanen Baustellen keine Besucher erlaubt seien. Am Tag des offenen Denkmals hatte ich diesmal die Möglichkeit, mir alles ganz in Ruhe anzuschauen.
Das Spannende an der Bötzow-Brauerei ist die wuchtige und auffällige Architektur. Ganz abgesehen davon, dass der Name Bötzow ein ganzes Kiez prägt. Der historische Prenzlauer Berg (zumindest, was in Berlin unter einem Berg verstanden wird) gehörte der Familie Bötzow. Hier gründete Julius Bötzow im 19. Jahrhundert die größte Berliner Brauerei. Zu der Brauerei gehörten aber nicht nur die Fabrikgebäude und Lager, es gab einen Biergarten und eine Unternehmervilla. Die riesigen Bauten verfielen teilweise nach dem Aus der Brauerei.
Mittlerweile gehört das Areal dem Inhaber des medizintechnischen Unternehmens Ottobock. Gemeinsam mit dem Architekturbüro David Chipperfield Architects entstand ein Plan, um das Gelände wiederzubeleben ohne den typischen Charme der Brauerei aufzugeben. Das Architekturbüro kennen Berliner durch die James-Simon-Galerie, die auch auf dessen Entwürfe zurückgeht. Ein Symbol für den Plan, Denkmal und Zukunft zu vereinen, ist der nachts weit sichtbar leuchtende Schriftzug auf einem Schornstein: Futuring steht da. Viele der einst leer stehenden Gebäude sind schon bezogen. Von außen ist für Laien wenig von der Sanierung und Restaurierung zu sehen. Die Fassaden sind wieder hergerichtet und hier und da zeigen sich moderne Anbauten in Form von Nottreppen oder Vordächern. Interessant ist der Blick in den Showroom des Ottobock Human Mobility Teams. Hier entstehen smarte Rollstühle. Schade, dass wir als Besucher keinen Blick in die Kreuzgewölbekeller, die jetzt als Werkstätten und Büros dienen, werfen können.
Als Übungsparcours und Ruheoase dient der Innenhof hinter den ersten Gebäuden. Der Garten ist ein ästhetisches Chaos mit Tischen und Metallstühlen, Skulpturen und vielen Pflanzen. Wer genau hinschaut, erkennt unterschiedliche Bodenflächen zum Üben. Das scheinbare Chaos der Pflanzen hat System und ist sehr gepflegt. Hier lässt es sich in Pausen durchatmen. In den vorderen Häusern soll, wenn alles klappt, 2023 eine Kantine mit griechischer Küche eröffnen. Im Eingangsbereich zur Brauerei ist noch einiges zu tun, direkt an der Prenzlauer Straße steht zudem noch ein Gebäude, dass laut Projekt abgerissen werden soll. Bis die Bötzow-Brauerei also wirklich fertig ist, dauert es wahrscheinlich noch Jahre. Grund genug, beim nächsten Tag des offenen Denkmals wieder vorbeizuschauen …